Die Seitentäler Südtirols wurden in den vergangenen Jahrhunderten nur wenig von der Außenwelt beeinflusst. Traditionen und Brauchtum wurden so von Generation zu Generation in Südtirol weitergegeben, und sie werden auch heute noch gepflegt. Gelebtes Brauchtum ist in den Südtiroler Dorfgemeinschaften lebendiger Ausdruck von Traditionsbewusstsein, Religiosität und dem Wunsch, Brauchtum zu bewahren.

Südtirol ist durch seine einzigartige Lage an der Sonnenseite der Alpen mit seiner kulturellen und natürlichen Vielfalt ein ideales Urlaubsziel zu jeder Jahreszeit. Von den Weinbaugebieten im Tal bis zu den monumentalen Gebirgslandschaften, vom Almabtrieb zum traditionellen Törggelen, von der Obsternte zur Weinlese bis hin zu den Christkindlmärkten. Zu jeder Jahreszeit gibt es in Südtirol immer wieder etwas Neues zu entdecken und zu erleben.

Im Frühling – die Osterbräuche

Der Einzug Jesu in Jerusalem wird in Südtirol am Palmsonntag (Sonntag vor Ostern) gefeiert. Dieser Einzug in die Kirche wird von bunten, von Kindern gebundenen „Palmbesen“ oder „Palmbuschen“ begleitet. Das sind Sträuße aus Weidenzweigen, Olivenzweigen, Buchsbaum und anderen Frühlingsblumen an teils sehr langen Stangen, die mit bunten Bändern verziert sind. Die Palmbesen symbolisieren die Palmzweige, mit denen die Bewohner Jerusalems Jesus begrüßt haben sollen.

Eine weitere Tradition ist das Ostereier färben am Gründonnerstag – meistens noch mit natürlichen Materialien wie Zwiebelschalen, getrockneten Beeren und frischen Blättern. Nachdem am Ostersonntag die Eier gemeinsam mit Schinken und Gebäck in der Kirche geweiht werden, trifft man sich vor der Kirche zum „Pecken“. Die hartgekochten Eier werden aufeinander „gepeckt“, Sieger ist derjenige mit dem stärksten Ei. Er bekommt das Ei des Gegners als Siegestrophäe.

Beim „Fochaz“-Brauch bekommen Patenkinder von ihren Paten teilweise sehr große, selbst gebackene bunt verzierte Brote mit eingebackenen Eiern: Mädchen meistens in Form einer Henne, die Jungen in Form eines Hasen.

Im Sommer – die Bergfeuer zur Herz-Jesu-Verehrung

Am dritten Samstag oder Sonntag nach Pfingsten (meistens Sommeranfang) findet  die Sonnenwende statt. Hierbei werden in ganz Südtirol tausende Bergfeuer entzündet, die an das „Herz-Jesu-Gelöbnis“ von 1796 erinnern sollen. Sie haben die Form von Herzen, Kreuzen oder zeigen das Zeichen Christi (INRI) und erinnern an das Jahr 1796, als die napoleonischen Truppen von Oberitalien aus Tirol immer näher kamen und die Tiroler in Bedrängnis brachten. Der Stamser Abt hatte die Idee, das Land dem „Heiligsten Herzen Jesu“ anzuvertrauen und göttlichen Beistand zu erbitten. Falls die Tiroler Truppen die Franzosen besiegen sollten, wollte man jedes Jahr am Herz-Jesu-Sonntag diesen Schwur erneuern. Der Sieg gelang und so wird der Herz-Jesu-Sonntag wurde zu einem hohen Feiertag und der Brauch wird bis heute gepflegt.

Die Bergfeuer  werden von Vereinen oder von Freundeskreisen vorbereitet und an gut sichtbaren Stellen auf den Bergrücken entzündet. Das Brennholz dafür muss oftmals stundenlang auf den Berggipfel hinaufgetragen werden.

Im Herbst – die Törggele-Zeit

Torrgl - Südtiroler hölzerne Weinpresse

Im Herbsturlaub in Südtirol darf das Törggelen nicht fehlen. Sobald in Südtirol das Weinlaub goldgelb wird und nahezu alle Trauben gelesen sind, beginnt die Törggele-Zeit.

Das Törggelen ist ein jahrhundertealter Brauch, den die Einheimischen sogar ihre „fünfte Jahreszeit“ nennen. Bei entspannten und erholsamen Herbstwanderungen durch Weingärten, Wald- und Wiesenflächen mit Kastanienbäumen dürfen unterwegs kulinarische Leckereien genossen werden. Denn genau dort, wo die Trauben und die Kastanien wachsen, sind von Anfang Oktober bis Ende November die einzigartigen Buschen- und Hofschänken geöffnet. Auf die Tische bringen die Wirte Südtiroler Köstlichkeiten wie hausgemachte Knödel, Schlutzkrapfen, Hauswürste mit Sauerkraut, Surfleisch, gebratene Kastanie, süße Krapfen und gebratene Kastanien. Dazu wird junger Wein und der „Siaße“ (Traubenmost) serviert.

Ursprung: Die Weinhändler und Winzer trafen sich nach der Weinlese im Weinkeller, um den neuen Jahrgang zu testen, zu schmecken. Mit Törggelen ist die hölzerne Weinpresse – die Torggl – gemeint, also ein Begriff der Südtiroler.

Bäuerliche Südtiroler Gastfreundschaft gibt es in einer Buschenschänke oder in einer Hofschänke: Buschenschänken produzieren ihren eigenen Wein und liegen dementsprechend im jeweiligen Weinanbaugebiet. Der „Wirt“ einer solchen Schänke ist auch Weinbauer und Kellermeister. In einer Hofschänke hingegen serviert der Wirt leckere Speisen und Wein aus Südtirol, wobei der Wein aber nicht aus eigener Produktion stammt.

Im Winter – die Christkindlmärkte und Krampusumzüge

Traditionell werden am Donnerstag vor dem 1. Adventsonntag die fünf bekanntesten Original Südtiroler Christkindlmärkte eröffnet: Sterzing, Bruneck, Meran, Bozen und Brixen.

Seit Jahrzehnten schon laden die Südtiroler Christkindlmärkte zum weihnachtlichen Flanieren und Genießen ein. Sie ermöglichen den Besuchern, den ganz besonderen Zauber und den ganz eigenen Charme der Südtiroler Weihnachtszeit mit allen Sinnen zu erleben. Die Gassen und Straßen der Städte werden in eine romantische Weihnachtsstimmung verwandelt und liebevoll gestaltete Lichterketten an schneebehangenen Bäumen und Häuserfassaden erstrahlen in feierlichem Glanz.

Rund um den 5. und 6. Dezember finden dann die Nikolaus- und Krampusumzüge statt. In Südtirol sind die Krampusumzüge ein Adventsbrauchtum, in denen eine böse Schreckgestalt (Teufel oder ähnliches) den heiligen Nikolaus durch die Gassen des jeweiligen Ortes begleitet. Dabei machen sie mit ihren Kuhglocken und mit ihren Ketten einen ohrenbetäubenden Lärm und geben furchteinflößende Laute von sich. Krampusumzüge haben in Südtirol eine große Tradition und sind bei Jung und Alt sehr beliebt.

Was wäre aber ein Weihnachten ohne Krippe unter dem Christbaum? Für besonders beeindruckend geschnitzte Krippenfiguren ist das Grödner Tal bekannt. Die Holzschnitzereien sind weit über die Grenzen Südtirols hinaus bekannt.

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