Das Ruhrgebiet ist seit Jahrhunderten ein wahrer Schmelztiegel der Kulturen: die zahlreichen Zechen und Bergwerke der Region zogen Arbeiter aus aller Herren Länder an die Ruhr, und so vermischten sich die kulinarischen Traditionen vieler Völker mit den bodenständigen westfälischen Essgewohnheiten zu einer multikulturellen Mischküche, die vor allem eines sicherstellt: das schnelle Sättigen der Zechenarbeiter.

Imbisskultur im Ruhrgebiet: Über Currywurst und Pommes Schranke

Pommes Schranke mit Ketchup und Mayo - Kulinarisches aus dem Ruhrgebiet

Ursprünglich wurde die Currywurst zwar in Berlin erfunden, doch im Ruhrgebiet hat sich durch die vielen Arbeiter, die nach ihrer Schicht schnell noch etwas essen wollten, eine richtiggehende Imbisskultur entwickelt: an jeder Ecke findet man eine Wurst- oder Imbissbude, und jeder Einwohner des Ruhrgebiets kann wahrscheinlich seine favorisierte Currywurstbude in der Nähe benennen. Im Ruhrgebiet wird die Wurst, der schon Herbert Grönemeyer ein Lied widmete, extra scharf gegessen, und die traditionelle Beilage sind „Pommes Schranke“, also Pommes frites mit Ketchup und Mayonnaise. „Schranke“ ist eine Wortschöpfung aus dem Ruhrpott und bezieht sich auf die rot-weiße Färbung der Bahnschranken.

Westfalen trifft auf Multikulti

Kohlrouladen - Kulinarisches aus dem Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet gehört zum Großteil der Region Westfalen an, weshalb sich hier auch traditionelle westfälische Gerichte etabliert haben, die der deftigen Küche mit viel Fleisch und Kartoffeln entstammen. Blutwurst, Frikadellen und Kartoffelsalat gehören auch im Ruhrgebiet auf den Speiseplan, beliebte Beilagen sind Stielmus, ein Blattstielgemüse von Mai- und Herbstrüben, oder Ärpel mit Schlaat (Kartoffelpüree mit Salat). Himmel und Erde oder den Pfefferpotthast, ein Fleischeintopf mit Zwiebeln und Pfeffer, kennt man auch im Pott, und der Schlabberkappes ist ein deftiger Eintopf mit Fleisch und Weißkohl, der vor allem im Herbst zur Kohlernte zubereitet wird. Schlesische Arbeiter brachten Gerichte mit dicken Bohnen ins Ruhrgebiet, Krautwickel und Rote-Bete-Suppe fanden aus Polen den Weg in den Pott und die Ostpreußen bereicherten die Westfalenküche mit Königsberger Klopsen. Im 20. Jahrhundert schließlich erweiterte sich die Palette ausländischer Einflüsse mit italienischer, arabischer, türkischer, russischer, spanischer und asiatischer Küche, die im multikulturell geprägten Ruhrpott schneller Fuß fassen konnten als in anderen Regionen Deutschlands.

Bierland Ruhrgebiet

Einer großen Tradition erfreut sich im Ruhrgebiet auch das Bierbrauen – auch wenn in der Region kein Hopfen wächst, die Brauer im Pott wussten ihn schon immer zu verarbeiten. Überall im Ruhrgebiet finden sich kleine Privatbrauereien, und Dortmund war in den 1950er und 1960er Jahren sogar eine europäische Biermetropole: nirgendwo sonst in Europa gab es einen höheren Bierausstoß. Bekannte Marken sind DAB, Dortmunder Kronen und Brinkhoff’s. Ab 1843 war das Export DAS Dortmunder Bier schlechthin, das erst in den 1970er Jahren vom Pils verdrängt wurde. Im Ausland bleibt das Export aber mit Dortmund verbunden: in englischsprachigen Bierverzeichnissen heißt der Gattungsbegriff für diese Art untergäriges Bier noch heute „Dortmunder“.

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