Wer in die Hallertau reist, muss kein Abenteurer sein. Doch auf Überraschungen darf man sich gefasst machen, wenn man diese hügelige Landschaft im Zentrum Bayerns besucht. Die Hallertau ist das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt, seit 1912 das größte seiner Art in Deutschland, das sich auch im Spargelanbau einen Namen gemacht hat.
Geografisch lässt sich die Hallertau nicht genau eingrenzen. Sie gehört teilweise zu Oberbayern, teilweise zu Niederbayern. Auf jeden Fall ist sie im Sommer ein Paradies. Im Winter sind die Rodel-, Langlauf- und Spazierwege ideal für Entspannung pur. Wanderwege mit wohlklingenden Namen wie Michaels-Weg (12 km), Marienweg (12 km), Nikolausweg (8 km) u. a. sind unabhängig von den Jahreszeiten erstklassige Routen für Naturliebhaber. Und wer auf dem Weg zum inneren Frieden unterwegs ist, findet zwischen Regensburg und München den durch Pfaffenhofen führenden Jakobsweg, den berühmten Wallfahrtsweg nach Santiago de Compostela, dessen Streckenverlauf auch durch Neustadt an der Donau und weiter nach Scheyern führt.
Die Region hält kulinarische, kulturelle und architektonische Besonderheiten in großer Zahl parat. Als sei der Hopfen in seiner Pracht nicht schon besonders genug, finden sich in der Holledau, wie die Hallertau ebenfalls genannt wird, Kostbarkeiten von beeindruckendem Reiz. Allein die Geschichte des Hopfenanbaus, der seit dem 8. Jahrhundert in der Region nachgewiesen ist, lässt sich auf vielen Wegen in einer faszinierenden Landschaft erkunden. Inoffiziell wurde der Verkehrsweg entlang der B 301 seit 1955 Deutsche Hopfenstraße genannt. Offiziell gilt diese Bezeichnung seit 2006.
Entlang der Bayerischen Bierstraße
Auch die Bayerische Bierstraße führt durch diese Gegend. Sie beginnt in Ingolstadt und reicht bis nach Kelheim. Auf ihrem Verlauf durch das Hopfenanbaugebiet finden sich Brauereien und Museen, die Zeugnis vom Reinheitsgebot und den Bier-Herstellungstechniken ablegen – Probiermöglichkeiten inklusive. Die Schönheit der Bayerischen Bierstraße, die Wege für Wanderer, Radler und Autofahrer gleichermaßen bereithält, vollendet sich am Donaudurchbruch, wo sich das Kloster Weltenburg und der Kurort Bad Göggingen mit der Limes-Therme befinden.
Das Hopfenland umfasst ein Areal von mehr als 17.000 Hektar, in dem die bis zu sieben Meter hoch aufragenden Hopfenstangen der Landschaft einen unverwechselbaren Stempel aufdrücken. Wenn sich die krautigen Kletterpflanzen in die Höhe winden, um Ende August ihre erntereifen Dolden zu präsentieren, dann ist die Gegend von einem beeindruckenden Grün gezeichnet. Und der Duft des frisch geernteten Hopfens ist betörend. Auf so manchem Hof können Zaungäste das Prozedere der Ernte miterleben. Die Hopfenernte ist in die bayerische Festkultur eingegangen, die bei der Hopfenzucht Meisterschaft in Siegenburg ihren Höhepunkt findet. Eines der traditionsreichsten Volksfeste ist der Barthelmarkt in Oberstimm, er gehört zu den größten Volksfesten Bayern. Etwas ruhiger und beschaulicher ist das tradtionelle Volksfest in Wolnzach.
Mit dem Fahrrad durch die Hallertau
Dem Hallertau-Urlauber stehen zahlreiche Rad- und Wanderwege zur Auswahl, selbst Motorradfreunde kommen im Hopfenland auf ihre Kosten. Dabei ist das Deutsche Biermuseum in Wolnzach gewiss einen interessanten Abstecher wert, und nicht nur der einzige schwimmende Biergarten, die „Birkenheide“, der zwischen Vohburg und Geisenfeld liegt, sorgt dann für einen flüssigen Hopfen-Genuss. Passionierte Radfahrer erkunden die Hallertau auf der Rundstrecke „Hopfentour“. Diese Tour durch das bayerische Jura ist eine der schönsten und führt unmittelbar durch das Kernland des Hopfenanbaus. Diese ausgewiesene Radtour ist ungefähr 170 km lang, kann aber an einem beliebigen Ort begonnen werden. Es gibt mehrere Hopfentour-Spangen, also Verbindungen, mit denen die Tour nach Bedarf und Kondition variiert oder auch verkürzt werden kann. An Flusstälern entlang und über die Hallertauer Hügel erschließt sich dem Aktiv-Urlauber die ganze Schönheit des Hopfenlandes mit Bauernhäusern, Aussichtspunkten und traditionellen Ortschaften, die zum Rasten einladen. Die Hopfentour gehört zur zentralen Achse des Radweges München-Regensburg-Prag.
Eine besondere historische Stätte ist die Klosterschenke Scheyern, die nicht nur in eine malerische Landschaft eingebettet ist, sondern mit Köstlichkeiten aus der Klostermetzgerei und einem klostereigenen Bier punktet. Bier und Kunst sind in der Hallertau keineswegs ein Widerspruch, wie das „KunstHausAbensberg“ beweist. Dieses begehbare Kunstwerk der Brauerei Kuchlbauer ist eine Hommage an Friedensreich Hundertwasser und setzt einem Ausflug die kulturelle Krone auf. In der deutschen Landschaftsvielfalt stellt die Hallertau ein einmalig schönes Kleinod dar. Was in der Provence das Lila des Lavendels ist, ist in der Hallertau das hochaufragende Grün des Hopfens. Man muss es erleben!
Bildquellen
- Hopfenernte in der Hallertau: © eyecat - fotolia.com
- Bierkrug mit Hopfen auf der grünen Wiese: © alexkich - fotolia.com
- Klosterschenke Scheyern: © RitaE / pixabay
- Landshut: © acrogame - fotolia.com