Der Neckar ist ein Nebenfluss des Rheins und insgesamt 362 km lang – von seiner Quelle in Villingen-Schwenningen bis nach Rottweil ist er jedoch kaum mehr als ein Bach, erst hier, bei der ältesten Stadt Baden-Württembergs, tritt er in die engen Täler zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb ein und prägt bis zu seiner Mündung in Mannheim diese Region, das Neckartal, mit steilen Hängen, Flussauen, Kraftwerken und einer Vielzahl von Burgen und Schlössern.
Der Neckar: Lebensquell einer ganzen Region
Der Name des Flusses ist keltischen Ursprungs und leitet sich von dem indogermanischen Wort nik ab, was so viel heißt wie „losstürmen“; die Kelten benannten den Neckar also als wilden, schnell fließenden Fluss. Er stellt nicht nur eine wichtige Trinkwasserquelle dar, sondern ist auch für die Schifffahrt von großer Bedeutung – Funde zeigen, dass bereits die Römer im 1. Jahrhundert den Neckar als Wasserstraße nutzten, um Baumaterial für den Limes zu transportieren.
Heute sind weite Teile des Neckartals von intensiver Industrie geprägt – insbesondere der Abschnitt zwischen Plochingen und Stuttgart zeugt mit vielen Kraftwerken von der industriellen Bedeutung des Neckars bis in die heutige Zeit. Zu dieser industriellen Nutzung gehört auch der Kiesabbau – der dafür sorgte, dass man sich heute an zahlreichen Baggerseen im Neckartal erholen kann, wie es sie beispielsweise bei Kirchentellinsfurt, zwischen Freiberg am Neckar und Pleidelsheim oder bei Heilbronn gibt.
Die steilen Hänge des Neckartals und das milde Klima in sonnenexponierten Südlagen haben noch eine andere Seite dieser Region begründet: den Weinbau, der sich in Terrassen an den Hängen entlangzieht und dem Neckartal insbesondere am mittleren Neckar sein Gesicht gibt. Bekannt sind in dieser Hinsicht auch die Hessigheimer Felsengärten, ein Naturschutzgebiet, das sich als beliebtes Kletterrevier etabliert hat.
Das Schwäbische Burgenland: Mittelalter im Neckartal
An den steilen Hängen des Neckartals haben sich nicht nur Weinreben mit den in Württemberg beliebten Trauben Trollinger und Lemberger angesiedelt, sondern auch eine Vielzahl sehenswerter Burgen und Schlösser, die davon zeugen, dass der Neckar bereits im Mittelalter ein beliebtes Siedlungs- und Herrschaftsgebiet war.
Sehenswerte Burgen und Schlösser finden sich von der Quelle flussabwärts beispielsweise in Mannheim, Schwetzingen oder in Heidelberg, das wahrscheinlich das bekannteste Schloss Baden-Württembergs beherbergt. Bis Heilbronn verläuft hier zudem die Burgenstraße parallel zum Neckar an zahlreichen historischen Bauwerken vorbei. Weiter flussabwärts findet sich mit der Burg Hirschhorn eine sehr gut erhaltene Anlage auf hessischer Seite des Neckartals sowie in Zwingenberg die gleichnamige Burg, auf der seit 1983 die Zwingenberger Schlossfestspiele beheimatet sind. Zwischen Bad Wimpfen und Mosbach oberhalb von Neckarzimmern findet sich die Burg Hornberg, die bereits im 11. Jahrhundert gegründet wurde. Götz von Berlichingen hat hier 45 Jahre seines Lebens verbracht.
Im weiteren Verlauf lohnt sich ein Ausflug in die Universitätsstadt Tübingen, wo sich die Burg Hohentübingen mitten in der Stadt auf einem Bergsporn erhebt. Die Anlage wurde ab dem 11. Jahrhundert erbaut und stellt eine Mischung aus mittelalterlicher Burg, neuzeitlichem Schloss und Festung dar. In der Burg ist auch das Museum für Ur- und Frühgeschichte der Universität untergebracht. Ein Abstecher nach Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs, ist ebenfalls empfehlenswert; sie wurde im Jahre 73 n. Chr. gegründet und beherbergt mehrere Burgruinen im Stadtgebiet.
Bildquellen
- Felsengärten von Hessigheim: © S.Külcü - fotolia.com
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- Schloss Hohentübingen: © Scirocco340 - stock.adobe.com
- Weinberge in der Region Stromberg: © shorty25 - fotolia.com