Hoch oben auf dem Württemberg in Stuttgart befindet sich die Grabkapelle für Katharina Pawlowna. Doch, wer war diese Frau, für die ein so prächtiges Bauwerk entstand? Geboren wurde Katharina 1788 als Tochter eines russischen Zaren und der Herzogin von Württemberg, Sophie Dorothee. Es war eine kinderreiche Familie, denn Katharina hatte noch acht weitere Geschwister. Zunächst wurde sie 1809 mit Georg von Oldenburg vermählt, der jedoch drei Jahre später an Typhus starb. Vier Jahre später heiratete Katharina ihren Cousin aus Württemberg, den späteren König Wilhelm I.
Katharina Pawlowna – eine Königin, die viel zu früh ging
Als ihr Mann 1816 den Thron bestieg, befand sich das Land in einer wirtschaftlichen Misere; die Menschen litten aufgrund von misslungenen Ernten an Hunger, so dass Katharina das Katharinenstift, das Katharinenhospital, die Württembergische Landessparkasse und das Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg gründete, um der notleidenden Bevölkerung zu helfen. 1819 stirbt Königin Katharina mit nur einunddreißig Jahren an bis heute nicht vollständig geklärten Umständen – es heißt, sie soll zunächst eine Grippe gehabt haben, aus der dann eine Gürtelrose wurde. Das Ungewöhnliche daran ist, dass die Gürtelrose auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine harmlose Krankheit war, so dass Gerüchte besagen, der Liebeskummer habe die Königin dahingerafft, als sie erfuhr, dass ihr Mann eine Affäre zu einer Adeligen nicht beenden wollte.
König Wilhelm I. erbaut eine russisch-orthodoxe Kapelle für seine Frau auf dem Württemberg
Der trauernde Ehemann ließ nach ihrem Tod eine russisch-orthodoxe Grabkapelle auf dem Württemberg errichten, da seine Frau russischer Herkunft war. Die Aussicht von dem Bauwerk ist zu allen Jahreszeiten ein Erlebnis: im Winter schaut man auf eine schneeverhangene Landschaft, im Frühling erblühen die Weinberge in sattem Grün und im Herbst sind die Hänge voller reifer Trauben. Die Kuppel der Kapelle ist mit ihrem Stuckwerk und dem verglasten Dach an das römische Pantheon angelehnt, der Innenraum ist unterteilt in einen Vor- und Hauptraum sowie einen Altarraum. In den Jahren 1825 bis 1899 wurden in der kleinen Kirche regelmäßig russisch-orthodoxe Messen abgehalten, und jedes Jahr an Pfingsten ehrt Stuttgarts russisch-orthodoxe Gemeinde die verstorbene Königin.
Das Interieur der Kapelle ist des Weiteren geschmückt mit Pilastern und reich verzierten Kapitellen, mehreren Figuren von Heiligen und einer Wand mit Ikonen, die den Innenraum vom Altarraum abgrenzt. Zusätzlich befindet sich unter und über den Ikonen vergoldetes Schnitzwerk. Das Ganze ist in schlichtem Weiß und Gold gehalten, was dem Raum etwas Überirdisches und Edles verleiht. In der Kapelle befindet sich auch eine Gruft, in der sich die Särge von Katharina, Wilhelm und ihrer Tochter Marie befinden. Sie bildet einen effektvollen Gegensatz zum oberen Stockwerk der Kapelle: während der Raum oben dank des Glasdachs von Tageslicht durchflutet wird, besitzt die Gruft eine sehr niedrige Decke und muss zusätzlich beleuchtet werden. Auch die Büsten von Katharina und drei weiteren württembergischen Königen stehen hier unten.
Bildquellen
- Grabkapelle auf dem Württemberg in Stuttgart-Rotenberg: © Manuel Schönfeld - fotolia.com
- Grabkapelle auf dem Württemberg, königliche Gruft: © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Arnim Weischer
- Frühling in Dresden: © Objective Eye - stock.adobe.com
- Blühendes Barock in Ludwigsburg im Oktober: © Lisa-Marie - stock.adobe.com
- Burg Hocheppan: © nemo1963 - fotolia.com
- Genussgondel-Fiss-Ladis: © Berbahnen Fiss-Ladis
- Aschenbrödel vor Schloss Moritzburg: © Claudia Hübschmann / Schlösserland Sachsen
- Blick auf die Grabkapelle auf dem Württemberg: © Manuel Schönfeld - fotolia.com