Schon Goethe ließ im wahrsten Sinne des Wortes die Puppen tanzen: Laut Überlieferung habe er als Kind ein Puppentheater geschenkt bekommen, das ihn später zu seinem Faust inspirierte. Das darstellende Spiel mit Puppen ist auf der ganzen Welt existent – und das schon seit der Antike. Die antiken Griechen spielten mit marionettenartigen Gliederpuppen und aus der Shakespeare-Zeit sind sogar Libretti für das Puppentheater bekannt. In Italien spielte man vor allem die „Göttliche Komödie“ von Dante Alighieri (1265 bis 1321). Auch in klassisch-religiösen Kontexten wurde mit Figuren gespielt und damit entsprechende theologische Zusammenhänge zu vermitteln versucht. Das Figurentheater reduzierte sich ursprünglich nicht auf ein Puppentheater für Kinder, sondern spricht als „künstlerisches Puppentheater“ auf vielfältige Weise jede Altersgruppe an. In Deutschland gibt es 130 Puppentheater und zwei Hochschulen bieten sogar einen solchen Studiengang an. Es werden anspruchsvolle Stücke, Opern, klassische Dramen und Komödien auf die Bühnenbretter „gespielt“.
Das Hohenloher Figurentheater zeigt seit Jahren das Stück „Besuch der alten Dame“ vom Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt und Faust von Goethe. Nichts desto trotz ist das Figurentheater auch für Kinder da und erfreut sich besonderer Beliebtheit. Mit den Figuren des wohl bekanntesten Puppentheaters, der Augsburger Puppenkiste – mit Urmel, Jim Knopf & Co. – sind Generationen von Kindern groß geworden. Die Augsburger Puppenkiste ist auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt, sie gastierte bereits in Amerika, Japan und auf weiteren Kontinenten.
Die Puppen sind meist mehr als bewegte Holzköpfe an Fäden: Das Figurentheater des 21. Jahrhunderts ist unglaublich kreativ, manchmal avangardistisch und bringt gesellschaftliche Themen mit „Puppen im weitesten Sinne“ auf die Bühne – so etwa das Figurentheater Fitz in Stuttgart, das von der Stuttgarter Zeitung als „Keimzelle des Figurentheaters“ bezeichnet wurde. Hier habe man den Wechsel vom reinen Spiel mit Marionetten bis hin zu neuen Formen von Puppen-, Masken-, Objekt und Materialtheater in Verbindung mit Tanz, Performance und Multimedia vollzogen. Durch die Nähe zur Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart erhält die Figurentheater-Szene immer neue Impulse. Der Fundus virtuoser Kunst reicht von der Plastiktüte über mediale Projektionen bis hin zu filigranen Marionetten. Zahlreiche Fitz-Produktionen sind auf weltweiten Festivals zu sehen. Und eben im Fitz selbst.
Bildquellen
- Figurentheater Fitz Stuttgart: © Luigi Consalvo 2019
- Figurentheater Fitz Stuttgart, Hase: © Stephan Walzl 2019
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- Genussgondel-Fiss-Ladis: © Berbahnen Fiss-Ladis
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- Figurentheater Fitz Stuttgart: © Daniela Aldinger 2019