Wer die Glyptothek München betritt, wird sich sicherlich erst einmal wie im alten Rom oder Griechenland fühlen: Die Außenfassade des Museums soll nämlich bewusst an die klassischen Vorbilder aus der Antike erinnern. Der Architekt war Leo von Klenze, und das Gebäude der Glyptothek ist einer griechischen Tempelanlage nachempfunden. Mächtige Säulen schmücken die Fassade des Museums, und die an den Seiten stehenden Skulpturen sollen verschiedene Vertreter der Kunst darstellen. So steht dort beispielsweise Prometheus, der ein Menschenfreund und Stifter von Kultur war. Darüber hinaus ist er laut Platon und Ovid für die Schöpfung von Mensch und Tier verantwortlich. Auf dem Dach der Glyptothek befindet sich als Relief die Göttin Athena, die Schirmherrin des plastischen Bildwerks.
Römische Innenräume in der Glyptothek München
Das Gebäude wurde in den Jahren 1816 bis 1830 erbaut und geht auf den Auftrag von König Ludwig I. zurück. Der Name Glyptothek besagt übrigens, dass es hier eine Sammlung von antiken Skulpturen oder Figuren gibt. Das Wort stammt von dem griechischen Begriff glyptós ab, was „in Stein, Erz oder Holz geschnitzt“ bedeutet. Für den Innenraum des Museums dienten die römischen Thermen als Inspiration. Nicht nur die gewölbte Decke deutet darauf hin, sondern auch die 14 Räume, die um einen großzügigen Innenhof angelegt wurden. Auch wenn die Räumlichkeiten heute in einem schlichten Sandton gehalten sind, bestanden sie ursprünglich aus einem Fußboden mit farbigem Marmor und Wänden aus buntem Stuck.
Der Barberinische Faun ist eine der Attraktionen in der Glyptothek München
Den Grundstock für die Sammlung der Glyptothek München legte Ludwig I. persönlich, als er zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann, Skulpturen aus antiker Zeit zu sammeln. Die Sammlung umfasst Kunstwerke aus der Zeit 650 vor Christus und endet bei der spätrömischen Zeit um 550 nach Christus. Das Museum besitzt zweifelsohne viele bedeutende Figuren, doch der „Barberinische Faun“ ist eine herausragende Arbeit und gleichzeitig das Glanzstück der Glyptothek. Die Skulptur stellt einen jungen Mann dar, der lasziv hingestreckt auf einem Felsen ruht und einen Efeukranz im Haar trägt. Die Darstellung des Barberinischen Fauns entstammt aus der griechischen Mythologie und soll einen Satyr darstellen, der zur Begleitung des Gottes Dionysos gehört. Satyre sind Fabelwesen, die halb Mensch und halb Tier sind. Doch nicht immer werden sie mit tierischen Merkmalen dargestellt; beim Barberinischen Faun gibt nur der Pferdeschwanz am Hinterkopf der Figur Aufschluss darüber, um wen es sich hier genau handelt. Da Dionysos der Gott des Festes und des Weines ist, muss sich der Satyr von ausschweifenden und hemmungslosen Festivitäten erholen – der Efeukranz steht nämlich für regelmäßiges und exzessives Trinken. Man vermutet, dass die Figur zur Verehrung des Gottes Dionysos 220 vor Christus in einem griechischen Tempel aufgestellt wurde.
Weitere sehenswerte Skulpturen sind unter anderem Plastiken von Jünglingen aus der frühgriechischen Zeit oder das Bildnis des Homer aus der klassischen Periode um 460 vor Christus. Darüber hinaus besitzt das Museum eine Sammlung an antiken Vasen und wertvollem Schmuck aus Gold.
Bildquellen
- Skulpturen in der Glyptothek München: © Renate Kühling
- Internationales Maritimes Museum Hamburg: © minzpeter - fotolia.com
- caricatura museum: © Britta Frenz
- Wachsfigur Trump: © panoptikum.de
- Eingang Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände: © Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Marcus Buck
- Außansicht Glyptothek München: © Renate Kühling