Wer eher mit Schaudern an den Mathematik-Unterricht in der Schule zurückdenkt, sollte dennoch einen Blick in das Mathematikum in Gießen riskieren, denn in diesem ersten mathematischen Mitmach-Museum der Welt taugen sogar der Satz des Pythagoras, die Kreiszahl Pi und platonische Körper zur Begeisterung tausender Menschen. Seit der Eröffnung im November 2002 lassen sich jährlich rund 150.000 Besucher von der „Mathematik zum Anfassen“ in ihren Bann ziehen.
Die Anfänge und Visionen des Mathematikums
Die Gründung des Mathematikums im Jahre 2002 durch Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher geht auf sein Proseminar „Geometrische Modelle“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Sommersemester 1993 zurück. Darin hatten die Teilnehmer nur zwei Aufgaben: sie sollten selbst ein geometrisches Modell bauen und die darin steckende Mathematik erklären. Zahlreiche schöne Modelle gingen aus diesem Seminar hervor, so dass eine Ausstellung geplant wurde, die so gut ankam, dass sie in den Folgejahren wiederholt und vergrößert wurde, bis die Idee eines Mathematikmuseums immer mehr Gestalt annahm. Seit dem Jahr 2002 hat das Mathematikum nun seine Pforten geöffnet, das eine einfache Vision verfolgt: Mathematik für alle, gemeinsam und zum Anfassen.
Die Exponate und Experimente im Mathematikum
Keine Gleichung, keine Formel, keine Textaufgabe erwartet die Gäste im weltweit ersten Mitmach-Museum für Mathematik, sondern die Möglichkeit, sich anhand von über 170 Exponaten auf 1.200 qm mit einer der ältesten Wissenschaften auseinander zu setzen. Man nähert sich der Mathematik mit realen Erfahrungen, nicht mit formaler Sprache und Theorien. Einige der spannenden Experimente, die man im Mathematikum entdecken kann, sind z.B.:
- Die Riesenseifenhaut: Hier kann man in einer riesigen Seifenblase stehen und nebenbei eines der komplexesten mathematischen Phänomene beobachten.
- Eulers Linien: Wem das „Haus des Nikolaus“ zu einfach ist, kann es mit „Eulers Linien“ versuchen. Hinter diesem Experiment steckt das gleiche Prinzip – nur etwas verzwickter.
- Die Leonardo-Brücke: Hier kann man versuchen, Leonardo da Vincis Konstruktion nachzubauen und eine stabile Brücke aus einfachen Holzlatten ohne Nägel, Kleber oder sonstige Hilfsmittel kreieren.
- Nautilus: Die Nautilus-Spirale ist „lebende Mathematik“, denn das Schneckenhaus ist logarithmisch aufgebaut – ganz nebenbei zeigt sie, wie wunderschön die Formen der Natur sind.
- Pi: Hier kann man die Zahl mit den schier unendlichen Nachkommastellen genauer kennenlernen. Eine Zahl, die noch so einige Geheimnisse birgt.
- Das Riesenkaleidozykel: Dies ist ein Ring aus festen, verbundenen Körpern, der sich durch sich selbst drehen kann. Erst 1958 wurde entdeckt, dass so etwas möglich ist.
Das Mini-Mathematikum
Im Mini-Mathematikum erleben auch die Jüngsten Mathematik zum Anfassen. Im Dachgeschoss des Mathematikums laden spannende Exponate vier- bis achtjährige Kinder zum Experimentieren ein. Gemeinsam können die Kinder Knobelspiele lösen, sich unendlich oft im Spiegelhäuschen spiegeln und Formen des Alltags erfühlen. Sie beschäftigen sich spielerisch mit vielfältigen Phänomenen der Mathematik, entdecken Freude am Experimentieren und lernen Probleme zu lösen.
Tipp: Neben interessanten Museen kann Gießen auch kulinarisch überzeugen. Schauen Sie hierfür einfach in unserem Restaurant-Guide für Gießen vorbei.
Bildquellen
- Mathematikum in Gießen, Ausstellung: © Mathematikum/Rolf K. Wegst
- Mathematikum in Gießen, Mini-Mathematikum: © Mathematikum/Rolf K. Wegst
- Ausstellung Römer: © RömerWelt
- MMK Eingang 2019: © MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, Foto: Axel Schneider
- Bundeskunsthalle, Ausstellung: © Simon Vogel / Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH
- Außenansicht: © GRIMMWELT Kassel/Foto: Nikolaus Frank
- Jüdisches Museum Berlin, Außenansicht: © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe, Berlin
- Mathematikum Gießen: © Mathematikum/Rolf K. Wegst