Graf Ernst zu Holstein-Schaumburg war der jüngste Sohn von insgesamt fünf Kindern und wurde im Jahre 1602 Herrscher über die Grafschaft Holstein-Schaumburg, nachdem sein Vorgänger und Halbbruder Adolf sowie dessen Sohn im Jahre 1601 überraschenderweise verstorben waren. Nach zwanzig erfolgreichen Jahren im Amt starb er 1622 kinderlos in Bückeburg. Im Jahre 1608/09 begann Fürst Ernst mit der Planung eines Mausoleums, das Mausoleum Stadthagen, welches für ihn, seine Frau und seine Eltern angedacht war. Ernst war bis dato seit sechs Jahren im Amt und hatte mit gelungenen Bankgeschäften Geld in die marode Staatskasse gespült. Er konnte wohl bereits nach wenigen Jahren im Amt absehen, dass er keinen Nachfolger haben würde.
Das Mausoleum Stadthagen und seine Architekten
Der Architekt des Mausoleums wurde Anton Bote, und für das innere Grabdenkmal wurde kein geringerer als der niederländische Künstler Adrian De Vries beauftragt. De Vries hatte zu diesem Zeitpunkt bereits für die namhafte Werkstatt von Giambologna in Florenz gearbeitet und anschließend Pompeo Leoni am Altar vom El Escorial in Madrid assistiert. Zudem wurde er im Jahre 1601 in Prag zum Hofbildhauer von Rudolf II. ernannt.
So fertigte De Vries für das Mausoleum Stadthagen die Figur des auferstandenen Christus, vier Grabeswächter, vier Engel und sechs Reliefs. Als Bezahlung hatte man sich auf die Summe von 6000 Talern geeinigt, was zu der damaligen Zeit dem Gehalt von zwanzig hochrangigen Beamten entsprach. Die Bauarbeiten zum Mausoleum wurden 1625 fertiggestellt, zu einem Zeitpunkt, als Ernst bereits seit drei Jahren tot war. Somit war er der letzte männliche Vertreter des Hauses Holstein-Schaumburg, so dass nach seinem Tod Teile der Grafschaft unter anderem zu Hessen und an den dänischen König kamen.
Das Grabdenkmal: Ein einzigartiges Zeugnis niederländischer Kreativität und italienischen Stils
Das Mausoleum Stadthagen, ein siebeneckiger Kuppelbau im Stil der italienischen Hochrenaissance, befindet sich in Stadthagen hinter dem Chor der St.-Martini-Kirche. Die Grabkapelle ist in vielen unterschiedlichen Farben gehalten, die in ihrem Zusammenspiel eine wunderbare Harmonie für das Auge ergeben. Die vordere Seite des Mausoleums enthält Türen und Fenster, die hinteren Seiten sind mit kleinen Tempeln, Pilastern und Giebeln ausgeschmückt. Die Figuren von De Vries besitzen meist weiche, überirdische Gesichtszüge. Das über sechs Meter hohe Grabdenkmal ist von seiner Allansichtigkeit gekennzeichnet: je nachdem, von welcher Seite aus man die Bronzeskulpturen betrachtet, entdeckt der Beobachter jedes Mal eine neue Facette. Unter der Sitzplatte des westlichen Grabwächters kann man noch eine Inschrift erkennen, die den Namen des Künstlers und die Jahreszahl 1620 aufweist.
Ursprünglich hatten die Bronzefiguren eine dunkelbraune Farbe; im Laufe der Zeit wurden sie jedoch mit einem schwarzen Lack überzogen. Die sechs Reliefs am Grabdenkmal zeigen den Fürsten selbst, das Wappen des Adelsgeschlechts sowie den Reichtum und die Bautätigkeit, die zu Zeiten von Ernst zu Holstein-Schaumburg herrschten. Sie sind des Weiteren durch eine bemerkenswerten Plastizität und Tiefenwirkung gekennzeichnet. Ernst baute unter anderem die Festung und Schlosskapelle in Bückeburg sowie ein akademisches Gymnasium. Heutzutage ist das Mausoleum für die Öffentlichkeit zugänglich und kann zu den ausgewiesenen Öffnungszeiten besichtigt werden.
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