Kassel ist auch weit über die Landesgrenzen hinaus als die Stadt der Kultur bekannt. Doch nicht nur zur Zeiten der Documenta ist dort etwas geboten: neben den Schlössern und Parks gibt es die Gemäldegalerie der Alten Meister im Schloss Wilhelmshöhe. Die Bezeichnung „alte Meister“ umfasst in der Malerei die Epoche vom 14. bis 18. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden vermehrt Bilder mit sakralen Motiven gemalt, da die Kirchen die großen Auftraggeber in der Kunstwelt waren. Später kamen auch profane Motive in der Malerei hinzu. Der Begriff „Meister“ stellt im Übrigen keine besondere Auszeichnung dar, sondern meint ganz allgemein die historischen Künstler in den verschiedenen Phasen der Kunst.
Was eine trauernde Witwe mit der heutigen Gemäldegalerie der Alten Meister gemein hat
Die Sammlung der Gemäldegalerie der Alten Meister in Kassel geht in ihren Ursprüngen auf Anna von Mecklenburg zurück. Sie war mit dem Landgrafen Wilhelm II. von Hessen verheiratet, doch dieser verstarb bereits früh, und so wies die trauernde Witwe den Künstler Lucas von Cranach an, ihr ein Gemälde des verstorbenen Gatten anzufertigen. Daraus entwickelte sich dann eine Sammlung, welche 1653 erstmalig Erwähnung findet.
Die nachfolgenden Herrscher von Hessen wie zum Beispiel Wilhelm VIII. kauften massig Bilder von Künstlern wie Rembrandt, Rubens oder Frans Hals. Im 17. und 18. Jahrhundert jedoch war es nur einem ausgewählten Publikum mit Kunstverstand möglich, solche Bilder anzuschauen. Unter Napoleons Herrschaft gelangten einige Gemälde von hoher Bedeutung in den Besitzstand von Kaiserin Josephine, die sie mit nach Paris nahm. Nachdem Josephine verstorben war, wanderten sie weiter in die Eremitage nach St. Petersburg. Schlussendlich gelangten die Werke unter Jacob Grimm in den Jahren 1814-1817 wieder nach Kassel zurück. Während des Zweiten Weltkrieges übergab man einige ausgesuchte Kunstwerke nach Wien. Österreich gab sie Deutschland 1956 wieder zurück. Seit 1974 befindet sich die Sammlung der Alten Meister im Schloss Wilhelmshöhe.
Dürer, Tizian und Rubens: Bedeutende Kunst aus dem 16. und 17. Jahrhundert
Neben vielen hochkarätigen Sonderausstellungen finden sich in der Gemäldegalerie der Alten Meister zahlreiche bedeutende Gemälde. Auf mehreren Stockwerken verteilt begegnet man einer riesigen Sammlung, die deutsche, niederländische, flämische, französische und spanische Maler umfasst. So hängt dort unter anderem das Porträt von Rembrandts Frau Saskia, welche leider früh verstarb. Ebenso findet sich ein sehr eindrucksvolles Riesengemälde von der Menagerie des Landgrafen Carl aus dem Jahre 1728 mit zahlreichen exotischen Tierarten. Lange Zeit war das Bild für die Öffentlichkeit gar nicht zugänglich: bis 1939 fristete es ein einsames Dasein im Depot des staatlichen Museums Kassel, bis es 2000 restauriert und wieder ausgestellt wurde.
Das Gewächshaus von Wilhelm II.
Neben der Gemäldegalerie der Alten Meister befindet sich das Gewächshaus, denn zur Zeit der absolutistischen Herrscher war es nicht nur üblich, Kunst und exotische Tierarten zu sammeln, sondern auch fremdländische Pflanzen zu kultivieren. Erbaut wurde das Gewächshaus in den Jahren 1822-23 von Wilhelm II. Zu bewundern gibt es unter anderem Palmen, Orchideen oder auch Kamelien. Im Gewächshaus gibt es Sitzgelegenheiten wie Bänke, damit man die ganze Pflanzenpracht in Ruhe auf sich wirken lassen kann.
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Bildquellen
- Schloss Wilhelmshöhe: © Bernd Hildebrandt / pixabay
- Bildnis der Elsbeth Tucher: © Arno Hensmanns
- Blick über das Museum: © Auto & Technik Museum Sinsheim
- Außenansicht: © Museum Plagiarius e.V., Foto: Thomas Riehle / artur, Architekten: Reinhard Angelis, Planung Architektur Gestaltung
- Bayerisches Nationalmuseum, Außenansicht: © Bayerisches Nationalmuseum München
- Vitra Design Museum, Außenansicht: © Vitra Design Museum, Foto: Bettina Matthiessen
- Schloss Wilhelmshöhe Kassel: © Gabriele Bößert