Die Wallfahrtskirche in Wies, auch Wieskirche genannt, war einst ein Anziehungspunkt von Pilgerscharen: der offizielle Name der Kirche lautet Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies, und die Pilger nahmen so einiges auf sich, um dorthin zu kommen, denn als es noch keine Autos und Flugzeuge gab, hatten sie erst einmal eine mühevolle Wanderung in die Gemeinde Steingaden in Bayern vor sich, bevor sie am Wallfahrtsort ankamen. Doch hatten sie es erst mal geschafft, wurden sie mit einer wunderschönen Aussicht auf die bayerischen Alpen belohnt, und auch die prächtige Innenausstattung der Kirche ist durchaus sehenswert.
Pompöser Rokoko und die Erlösung von allen Leiden
Die Wieskirche wurde von 1745 bis 1754 von den Brüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann im bayerischen Pfaffenwinkel erbaut. Der Pfaffenwinkel ist eine Region im südlichen Bayern, deren Name auf die Tatsache zurückgeht, dass es in diesem Landstrich besonders viele Klöster und Wallfahrtskirchen gibt. Die Wieskirche wurde im damals üblichen im Rokoko-Stil errichtet: Ein reich verziertes Stuckwerk mit Goldanstrich fesselt beim Betreten zunächst das Auge des Betrachters. Das imposante Kuppelfresko von Johann Baptist Zimmermann ist so detailreich und voller bunter Farben, dass man beim Anschauen eine Genickstarre riskiert. Das Fresko hat die Erlösung von Jesus Christus zum Bildprogramm, der siegreich über den Tod triumphiert und gen Himmel hinauffährt. Vor allem für Pilger in der damaligen Zeit war das Deckenbild eine Ermahnung daran, dass es niemals zu spät ist, sein Leben zu ändern und Buße zu tun, denn ein tugendhaftes Leben galt damals schon als sichere Eintrittskarte in das Paradies. Doch auch die Kanzel, der Altarraum und das Gnadenbild des gegeißelten Heilands sind Meisterwerke, die vom prunkvollen Rokoko-Stil der damaligen Zeit zeugen und auch heute noch zahlreiche Wallfahrer zur Wieskirche nach Steingaden locken. Die Wallfahrtskirche auf der Wies gehört seit dem Jahre 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
An jedem Sonntag nach dem 14. Juni wird das Fest der Tränen Christi in der Kirche noch heute zelebriert: Jedes Jahr dürfen sich die Besucher auf Konzerte in der Wies auf freuen. Natürlich lädt die Wieskirche täglich zum Beten und zum Besuch der Gottesdienste ein. Über 1 Millionen Besucher kommen jährlich nach Bayern in die „Wies“.
Die Bäuerin Lory und der Heiland – die Legende der Wieskirche
Die Wieskirche wurde zu Ehren des gegeißelten Heilands, dem Leiden Christi am Kreuz, erbaut. Laut der Legende hat der gegeißelte Heiland in der Wieskirche jedoch eine besondere Geschichte hinter sich: Seit 1730 pflegte man in der Gemeinde Steingaden Karfreitagsprozessionen, bei denen ursprünglich die Figur des gegeißelten Heilands verwendet wurde. Doch da sie vom Erbauer zu lebensecht gestaltet worden war, waren viele Menschen zu irritiert und verwirrt, als dass sie sich beim Umzug noch auf das Beten konzentrieren konnten. So nahm die Bäuerin Maria Lory den Heiland in ihre Obhut und betete zwei Jahre lang zu der Figur. Eines Tages, am 14.06.1738, bemerkte sie eine gewisse Feuchte in den Augen des Heilands und hielt sie für Tränen, und auch wenn die Kleriker zu der damaligen Zeit so ihre Zweifel an diesem Phänomen hatten, so gaben sie doch ihr Einverständnis zum Bau einer Kirche zu Ehren des Heilands.
Bildquellen
- Wieskirche, Innenraum: © AndreasJ - fotolia.com
- Kuppelfresko der Wieskirche: © raselman - fotolia.com
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- Weihnachtsmarkt Wernigerode: © Tilo Grellmann - fotolia.com
- Wieskirche in Bayern: © magann - fotolia.com