Das Wendland liegt vornehmlich in Niedersachsen und blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück: einst von Slawen besiedelt, die bis heute ihre Spuren in slawischen Ortsnamen und den sogenannten Rundlingsdörfern hinterlassen haben, war das Wendland als Grenzland zur DDR stark vom Eisernen Vorhang betroffen – eine Urlaubsregion der besonderen Art, die es zu entdecken lohnt.
Bewegte Vergangenheit: Die Slawen und die Rundlingsdörfer
Das Wendland wurde im Mittelalter von Slawen bewohnt, die als Wenden bezeichnet wurden – bis heute sichtbar ist ihr Erbe in slawischen Ortsnamen sowie den sogenannten Rundlingsdörfern. Diese Siedlungsform konnte sich praktisch nur im Wendland in gehäufter Form erhalten aufgrund der im Mittelalter strukturschwachen Region, so dass man heute bei über 100 Rundlingsdörfern den ursprünglichen Grundriss noch erkennen kann, weswegen sie auch von Niedersachsen für zukünftige Anträge zur Anerkennung als Weltkulturerbe der UNESCO nominiert sind.
Rundlingsdörfer haben einen typischen Aufbau: Gehöfte und Häuser liegen dabei strahlenförmig um einen runden Dorfplatz. Sehenswert ist das bekannteste Rundlingsdorf im Wendland, Satemin, etwa 4 km westlich von Lüchow gelegen, sowie das Rundlingsmuseum Wendlandhof Lübeln bei Lüchow, das diese besondere Siedlungsform anschaulich vermittelt und alle Fragen rund um das Rundlingsdorf beantwortet. Ebenfalls einen Besuch wert ist das Grenzlandmuseum Schnackenberg – das Wendland war bis 1989 Grenzland zur DDR. Das kleine Örtchen Schnackenberg lag direkt an der deutsch-deutschen Grenze und dokumentiert diese Zeit mit Uniformen und Ausrüstungsgegenständen von Offizieren beiderseits der Grenze.
Hitzacker, Lüchow, Dannenberg: Das „Dreigestirn“ des Wendlands
Abseits der historischen Vergangenheit hat sich das Wendland in jüngerer Zeit eher mit den Protesten gegen das Atommülllager Gorleben einen Namen gemacht – doch das sollte niemanden abschrecken, der ländlichen Region einen Besuch abzustatten und sich die drei bekanntesten Städte des Wendlands anzuschauen: Hitzacker, Lüchow und Dannenberg, die besonders für ihre Fachwerkbauten bekannt sind.
Hitzacker liegt an der Elbe und ist heute anerkannter Luftkurort, kann aber schon auf eine lange Tradition im Tourismus zurückblicken. Sehenswert ist die St.-Johannis-Kirche aus dem 12. Jahrhundert sowie die in einem Weinberg gelegene Villa Max Adolf, ein im Bäderstil errichtetes Fachwerkgebäude aus dem 19. Jahrhundert, letzte Zeugen der ehemaligen Kuranstalt Weinberg.
Mitten durch Lüchow zieht sich die Lange Straße mit zahlreichen alten Fachwerkhäusern und dem Alten Rathaus. Sehenswert ist auch der Turm des ehemaligen Schlosses, das bei einem Brand zerstört wurde. Die St.-Johannis-Kirche in Dannenberg an der Elbe ist eine gotische Hallenkirche aus dem 14. Jahrhundert und bildet mit dem Waldemarturm, dem Bergfried der ehemaligen Dannenberger Burg, das Wahrzeichen der Stadt. Seinen Namen hat der Turm vom dänischen König Waldemar II., der hier von 1223 bis 1224 gefangen gehalten wurde.
Das Wendland entdecken: Auf den Spuren des Bibers
Um das Wendland zu erkunden, gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten: mit dem Rad, zu Fuß, auf dem Pferderücken oder zu Wasser auf der Elbe, hier findet sich für jeden Geschmack etwas. Ein besonderer Radweg ist die Biber-Tour zwischen Gartow, Lenzen und Schnackenberg, denn sie führt auf 36 km Länge nicht nur zu Biberburgen an der Elbe, sondern bietet auch herrliche Aussichtsmöglichkeiten auf die Flusslandschaft und Geestinseln und ruft an der ehemaligen innerdeutschen Grenze die Vergangenheit wieder in Erinnerung.
Bildquellen
- Wendlandhof im Rundlingsmuseum Lübeln: © hydebrink - fotolia.com
- Altstadt von Hitzacker: © boysen - fotolia.com
- Nemitzer Heide im Wendland: © Maik Richter - fotolia.com
- Naturschutzgebiet Nemitzer Heide: © Maik Richter - fotolia.com