Für die meisten Camper findet diese Urlaubsform nur auf bestens zugänglichen Straßen und Stellplätzen statt. Doch schon seit geraumer Zeit und seit einigen Jahren deutlich verstärkt wird es auch in Europa immer mehr zum Trend, motorisiertes Camping völlig anders anzugehen. Konkret mit sehr speziellen Campern und möglichst weit abseits vorbereiteter Pfade. Doch so abenteuerlich Offroad-Camping klingen mag und sein kann, so stellt es in jeglicher Hinsicht eine besondere Güteklasse dar – und ist obendrein nicht frei von Kritik.

Hier erfahren Sie die wichtigsten Dinge, die Sie über diese Variante des Campings wissen sollten, um es vielleicht selbst auszuprobieren oder sich eine fundierte Meinung bilden zu können.

Die letzte echte Freiheit? Eine Einführung ins Offroad-Camping

Pärchen in der Wüste am Abend am Lagerfeuer im Hintergrund ein Jeep mit Campingaufsatz

Camping in jeglicher Form hat immer eine sehr individuelle Note. Schließlich geht es im Kern darum, mit Wohnanhänger oder Wohnwagen völlig auf eigene Faust Urlaub zu machen. Doch wo das Thema in den vergangenen Jahrzehnten ein wenig altbacken wirkte, erlebte Camping in der Pandemie einen enormen Boom, der bis heute anhält – und insbesondere eine zuvor eher weniger interessierte jüngere Zielgruppe erfasste.

Herkömmliches motorisiertes Camping ist und bleibt bei allem Individualismus an feste Straßen, Campingplätze und Stellplätze gebunden. Je nach Mobilheim besteht ebenso eine Abhängigkeit von einer Strom- und Wasserversorgung.

Hier kommt nun Offroad-Camping ins Spiel. Diese Reisevariante erfreut sich unter anderem in Nordamerika mit seinen erheblichen Naturräumen bereits seit vielen Jahrzehnten einer ungebrochen hoher Anhängerschaft. Im durch und durch „kompakteren“ Mitteleuropa hingegen wird es erst seit einigen Jahren wirklich groß, wo es zuvor lange Zeit nur eine Nische darstellte.

Im Wesentlichen ist diese Art des Campings für Menschen interessant, bei denen die folgenden beiden Aspekte relevant sind:

  1. Sie möchten die positiven Aspekte des motorisierten Campings wie hochindividualisierte Touren- und Stellplatzfindung, Überwindung großer Distanzen sowie Naturnähe und Abenteuer genießen.
  2. Sie möchten jedoch deutlich weniger auf in jeder Hinsicht „ausgetretenen Pfaden“ reisen – wozu insbesondere klischeehafte Campingplätze gehören. Autarkie spielt also eine sehr wichtige Rolle.

Wie der Name schon sagt, geht es beim Offroad-Camping im Kern um das Camping abseits der (festen) Straße. Das gilt insbesondere für die Orte, an denen man verweilt. Hier lautet der Tenor, möglichst alles zu vermeiden, was nach klassischem Camping- oder Stellplatz aussieht. Man reist allein oder in kleinen Gruppen, längst schon werden geführte Offroad-Touren angeboten. Tagsüber bewegt sich der kleine Convoy durch unwegsames Gelände zum jeweiligen nächsten „Camp Ground“, um dann dort über Nacht zu lagern, bevor es am nächsten Tag weitergeht.

Jeep fährt durch braunen Fluss im Wald.

Da das Fahren und vor allem Campen abseits befestigter Routen in Europa umfassenden Reglementierungen unterliegt, orientieren sich verschiedene leidenschaftliche Offroad-Camper immer mehr in Richtung einer Reiseform, die eher einen Expeditionscharakter hat. Für Menschen aus unseren Gefilden gehören daher unter anderem Nordafrika, Osteuropa und die Großregion Türkei und Kaukasus zu den bevorzugten Routen beziehungsweise Zielen.

Bei solchen Reisen ist es dann auch probat, statt von Offroad-Camping eher von Overlanding zu sprechen. Dieser Begriff bezeichnet tendenziell eher mehrwöchige Expeditionstouren über große Distanzen, die sich aber ansonsten prinzipiell nicht von kürzeren, wenige Tage betragenden Offroading-Trips unterscheiden.

Der Reiz an dem Ganzen ist vor allem die Möglichkeit, Wildnis, Weite, Abenteuer und Lagerfeuerromantik genießen zu können, dabei aber dennoch durch das Fahrzeug „Strecke machen“ zu können und dazu zumindest nicht auf grundlegende Annehmlichkeiten verzichten zu müssen. Offroad-Camping hat mittlerweile in der Community der Allrad-Zubehörspezialisten eine wichtige Rolle eingenommen. Es gibt zwischen Frontwinde und Heck-Anbauzelt kaum etwas, mit dem man einen Geländewagen beziehungsweise Offroader nicht ausstatten könnte, damit er ein noch besseres Reise- und Übernachtungsfahrzeug würde. Damit wären wir schon beim nächsten Punkt:

Harte Nehmer, kleine Räume: Die wichtigsten Fahrzeug- und Anhängerbauformen

Off road camper trailer set up at Windjana Gorge in the Kimberley, Western Australia

Eines müssen Sie dabei als erstes wissen: Der Großteil aller Offroad-Camper kommt mit weniger Raum aus als in einem typischen herkömmlichen Wohnmobil oder -anhänger vorhanden ist. Das ist vor allem der Praxis geschuldet: Sowohl auf Offroad-Trails als auch möglichen Stellplätzen (etwa Waldlichtungen) geht es oftmals eher eng zu, hängen Äste und sonstige Hindernisse in den Weg hinein. Zudem erhöht Größe meist das Gewicht und somit den Bodendruck – schlecht auf losem Untergrund. Überdies sind beim Fahren abseits der Straße die Gewichtsverteilung und Schwerpunktlage relevant. Je höher ein Fahrzeug, desto schneller neigt es zum Kippen.

Wohl gibt es Ausnahmen, etwa besonders geländetaugliche LKW, mitunter ehemals militärisch genutzt. Hieraus lassen sich Expeditionsfahrzeuge erschaffen, deren Platzangebot über derjenigen so mancher Wohnung liegt. In der Breite geht es beim Offroad-Camping jedoch „gemütlicher“ zu. Diese Fahrzeuge spielen dabei eine zentrale Rolle:

  • Pickups sind sehr beliebt, weil die Ladefläche ein äußerst freies Umbauen und Beladen gestattet.
  • Geschlossene Offroader haben je nach Fahrgestelllänge den Vorteil, schon im Serienzustand mit wenigen Umbauten (etwa Entfernen der Rückbank) einen festen Schlafplatz zu beinhalten.
  • Allrad-Vans bieten alle Vorteile des straßenorientierten Campervans bei deutlich höherer Geländetauglichkeit.
  • Offroad-Transportanhänger helfen häufig dabei, den Stauraum für das zum autarken Campen nötige Equipment zu vergrößern, können aber ebenso Einbauten wie Dusche, Küche oder Zelt beinhalten.
  • Offroad-Wohnanhänger dienen selbst als Wohnkabine und ggf. zusätzlicher Lastenträger, sind jedoch in der Regel viel kompakter als reguläre Wohnwagen.

Was ein Fahrzeug grundsätzlich Offroad-Camping-tauglich macht

Woman sit next to overlanding 4x4 camper van

Wie wir Ihnen im nächsten Kapitel noch genauer erläutern werden, fährt praktisch kein Besitzer eines Offroad-Fahrzeugs ohne zumindest minimale Modifikationen zum Campen. Schlichtweg, weil abgesehen von den Wohnanhängern nichts aus der genannten Liste im Serienzustand als autarkes Mobilheim zu gebrauchen ist. Doch was genau sind die Basisfaktoren, um einen maximal geländetauglichen Offroad-Camper zu erschaffen?

  • Vollwertiger Allradantrieb mit Geländeuntersetzung. Also 4×4, nicht AWD oder andere Spielarten. Nur hierbei sind die Achsen über eine mechanisch feste (meist zuschaltbare) Verbindung gekoppelt.
  • Leiterrahmen statt selbsttragender Karosserie. Hier verläuft die Grenze zwischen SUV und „richtigen“ Geländefahrzeugen. Der Leiterrahmen gestattet ein Verwinden des ganzen Fahrzeugs im Gelände. Das erhöht die Chance, dass alle Räder Bodenkontakt behalten – und somit maximale Traktion, insbesondere kombiniert mit:
  • Sie gestatten es, die Räder einer Achse fest zu verbinden. Andernfalls würde ausgerechnet das Rad mit dem schlechteren Bodenkontakt/Traktion durchdrehen und das andere stillstehen. Oft nur als Sonder- oder Aftermarket-Zubehör zu bekommen, bei wenigen Fahrzeugen serienmäßig an allen Achsen.
  • Hohe Bodenfreiheit, um selbst größere Hindernisse überwinden zu können, ohne aufzusetzen.
  • Kurze Überhänge. Bedeutet, Karosserieteile stehen nicht viel weiter hervor als die Räder – oder der Winkel wird optimiert, indem die Karosserie höher liegt. Beides ist wichtig, um steile Böschungen zu befahren, ohne sich mit Front oder Heck in der Erde festzufahren.

Diese Liste zeigt Ihnen bereits, warum nur einige wenige Fahrzeugbauarten infrage kommen und wieso die Szene auf einige bestimmte Modelle geradezu schwört – etwa den „Hilux“ von Toyota bei Pickups oder den „Defender“ von Land Rover bei den geschlossenen Geländewagen. Wenngleich es in der Realität davon abhängt, wie schwierig das Gelände ist. Wer etwa „nur“ über nordafrikanische Buckelpisten fahren möchte, braucht keine so ausdefinierten Features wie jemand, der die Karpaten faktisch Luftlinie überqueren will.

Ebenso reduzieren verschiedene Camping-Ein- und -Umbauten, so nötig sie sein mögen, die Geländetauglichkeit. Etwa, weil sie Gewicht und Schwerpunkt erhöhen. Offroad-Camping ist deshalb stets eine Gratwanderung zwischen Komfort und Leistungsfähigkeit abseits der Straße. Das spiegelt sich auch in den typischen Modifikationen wider.

Vom Offroader zum Camper: Typische Um- und Einbauten im Detail

Camping with Yellow RV Van in Kings Canyon, Utah

Alle genannten Fahrzeugtypen sind grundsätzlich schon geländetauglich. Mehr geht jedoch immer. Das gilt nicht zuletzt, weil die nötigen Camping-Elemente die ursprünglichen Offroad-Kapazitäten wieder reduzieren können.

Sehr oft sind typische Gelände-Camper im Höchstmaß individuell modifizierte Fahrzeuge. Im Gegensatz zu straßengebundenen Mobilheimen ist zwar der Grad ein Eigenkonstruktionen etwas geringer, dafür ist jedoch der Aftermarket-Bereich gigantisch vielfältig aufgestellt. Sehr typische Modifikationen sind folgende:

  • Höhergelegtes, verstärktes Fahrwerk: Das dient einerseits dazu, durch die erhöhte Bodenfreiheit und den verbesserten Böschungswinkel die Geländefähigkeit zu optimieren. Andererseits ist es jedoch nötig, damit die Bodenfreiheit trotz schwerer Beladung mit Camping-Utensilien gewahrt bleibt.
  • Seilwinde: Sie dient als letztes Hilfsmittel, wenn ein Offroader sich ohne Hilfe nicht mehr aus einem Hindernis befreien kann. Meist an der Front montiert und direkt mit dem Rahmen verbunden, sitzt sie häufig in einer besonders massiven „Windenstoßstange“ (die wiederum oft bessere Böschungswinkel bietet).
  • Dachträger und Dachzelt: Ersterer kann nur Equipment tragen oder alternativ die eigentliche Camping-Behausung. Letzteres verhilft zu einem niedrigeren Schwerpunkt, weil das Zelt i.d.R. leichter ist als andere Beladung.
  • Offroad-Räder: Im Mindestmaß Pneus in Serienabmessungen mit griffigerem Profil. Oftmals jedoch insgesamt größere, breitere Felgen und Reifen für verringerten Bodendruck, mehr Auflagefläche (Grip) und (noch) mehr Bodenfreiheit.
  • Aufstell-/Hub-/Klappdächer: Gestatten im Stand eine Innenraumerhöhung und dadurch oftmals aufrechtes Stehen. Alternativ kann das hochklappbare Dach wie ein Alkoven zum „zweiten Stockwerk“ mit Liegefläche werden.
  • Hard-Tops: Sind, wenn überhaupt, nur wenig höher als das Führerhaus von Pickups und bieten insbesondere eine rundum geschlossene Schlaffläche – und Platz zur Montage eines Dachträgers.
  • Absetzkabine: Vollwertige Camping-Kabinen, die wie ein Container auf einen Pickup aufgesetzt werden, aber sich leicht wieder „ablasten“ lassen. Dadurch sehr gut, um zwischen Camping- und Alltagsbetrieb zu wechseln.
  • Seiten- und Heckzelte: Sie werden oftmals am Dachträger befestigt und bieten je nach Konstruktion nur Schutz nach oben oder werden zur geschlossenen Zeltkabine.
  • Schnorchel: Legen den Punkt der Motorluftansaugung von Höhe der Hauptscheinwerfer auf die Oberkante des Führerhauses. Wichtig für ein beschädigungsfreies Durchqueren von Gewässern.
A rooftop tent for camping on the roof rack of an off-road SUV car in a desert

Allein über diese und andere Modifikationen ließen sich problemlos Bücher verfassen. Beispielsweise existieren zahlreiche Möglichkeiten, um insgesamt mehr Stauraum zu schaffen. Nicht zuletzt, weil es so viele Optionen gibt, um das Thema Schlafplatz auf der einen und die restliche Ausrüstung auf der anderen Seite anzusprechen, gleicht kaum ein Offroad-Camper dem anderen in sämtlichen Details – schlicht, weil vieles auf persönliche Präferenz hinausläuft.

Einig sind sich die meisten Anhänger dieser Camping-Spielart jedoch bei einem Punkt: Endgültig „fertig“ ist ein Fahrzeug fast nie. Jeder Trip zeigt neue Dinge auf, die sich optimieren lassen. Ständig lanciert der Markt neue Gadgets und Gimmicks. Zudem, das bringt Sie zum nächsten Kapitel, ist manches einfach nicht sonderlich langlebig, wenn man damit hunderte und mehr Kilometer über Stock und Stein fährt – selbst wenn das vielfach nur im Kriechgang funktioniert.

Zwischen Material- und Umweltbelastung: Kritikpunkte des Trends

deep tracks in forest - soil condensed, degrated and heavyly damaged by heavy industrial wood harvesters

Vielleicht haben Sie schon im Internet oder live ein solches Fahrzeug gesehen. Je nach Ihrer persönlichen Einstellung zu dem ganzen Thema wird es vielleicht wahlweise „cool“, „übertrieben“ oder vielleicht sogar „monströs“ gewirkt haben. Fraglos sorgen vor allem solche Punkte wie die Höherlegung, die großen, grobstolligen Reifen, die wuchtigen, oftmals stählernen Windenstoßstangen und die vielfach ringsherum außen montierte Ausrüstung leicht für eine Polarisierung.

Doch selbst wenn einige dieser Features beispielsweise den Fußgängerschutz reduzieren (insbesondere die sehr hochliegende Motorhaubenvorderkante sowie Windenstoßstangen), so sind das nicht die einzigen „Problemzonen“, die sich bei diesen Fahrzeugen samt der damit verbundenen besonderen Reisetätigkeit ergeben. Darunter viele, die vor allem die Insassen betreffen.

Fangen wir bei einem simplen Beispiel an: Ohne eine schwergewichtige Camping-Beladung ist ein derart höhergelegtes und verstärktes Fahrwerk nicht nur sprichwörtlich „knüppelhart“. Was im Serienzustand ein komfortabler bis ziemlich weicher Geländewagen ist, kann allein durch diesen Umbau zu einer echten Tortur für die Bandscheiben werden.

Hinzu kommen die Geländereifen. Je nach Grobheit des Profils sind sie auf befestigten Straßen schon bei moderatem Landstraßen- und erst recht Autobahntempo laut genug, um innen die Verständigung zu erschweren. Aufgrund des erhöhten Abrollwiderstandes geht das ebenso zulasten des Kraftstoffverbrauchs.

Und das sind, wie gesagt, bloß zwei von in der Realität zahlreichen Modifikationen, die einen Allradler zu einem Offroad-Camper machen. Hinzukommen aber noch viele weitere Problembereiche:

  • Camping ist generell kein günstiges Vergnügen hinsichtlich Ausrüstung und Zubehör. Offroad-Campen stellt jedoch definitiv die Spitze dar. Selbst wenn das Grundfahrzeug bereits vorhanden ist, kann man vollkommen problemlos nochmal dessen (Neu-)Preis für Modifikationen und Zubehör ausgeben. Um Ihnen anschaulich zu demonstrieren, in welchen Kostenbereichen wir uns hier bewegen: Für eine hochwertige Seilwinde (ohne Einbau und Windenstoßstange) ist man leicht 2.000 bis 2.500 Euro los. Für einen Marken-Dachgepäckträger inklusive Fußkonstruktion sind gut und gerne 1.500 Euro fällig. Ein verstärktes Höherlegungskomplettfahrwerk ordentlicher Qualität entlastet das Konto um gut 2- bis 3.000 Euro, ebenfalls ohne Einbau. Und eine Absetzkabine ruft problemlos 20.000 Euro auf – leer, zum Selbstausbau. Ist sie bereits vollständig ausgestattet, dann findet sich nur wenig unter 30.000 Euro, aber vieles, was noch deutlich teurer ist.
  • Das Modifizieren sorgt für einen ständigen K(r)ampf mit den Prüforganisationen, weil so vieles eingetragen werden muss. Jede Eintragung kostet Geld, verhindert aber dennoch nicht, bei Polizeikontrollen gründlich unter die Lupe genommen zu werden – was aufgrund der optischen Auffälligkeit von Offroad-Campern zudem sehr wahrscheinlich ist.
  • Fahren im Gelände ist unglaublich materialbeanspruchend. Der Verschleiß ist dementsprechend hoch und Schäden werden wahrscheinlicher. Das gilt selbst im Optimalfall, wenn der Fahrer wirklich firm darin ist, dieses besondere Fahren zu meistern, das sich erheblich vom Straßenfahren unterscheidet, aber in keiner Fahrschule gelehrt wird. Doppelt schwierig, denn in der Szene gilt der galgenhumorige Spruch „Mit einem Offroader bleibt man erst da liegen/stecken, wo der Abschleppwagen nicht hinkommt“. Das gilt selbst für vergleichsweise harmlose Schäden. Wenn Sie hierzulande irgendwo auf der Straße einen Glasschaden haben, steuern Sie die nächste Fachwerkstatt an, wo die Sache grundsätzlich leicht behoben werden kann. Wenn Sie dagegen irgendwo in den Karpaten oder im Atlasgebirge mit einer völlig zerstörten Frontscheibe stehen, müssen Sie vielleicht nicht nur über zig-dutzende Kilometer „blind“ zurück in die Zivilisation zurückfinden, sondern mit Pech tagelang auf ein Ersatzteil warten, weil Ihr Geländewagen im Ausland ein Exot ist. Nicht zuletzt ist deswegen großes Können als Mechaniker und Improvisator vonnöten, um sich unterwegs helfen zu können.
  • Egal, wie man es angeht, es handelt sich besonders im Vergleich mit modernen Wohnmobilen und Camping-Anhängern fast immer um ein limitierteres, beengteres Campen auf spartanischerem Niveau. Selbst in einer augenscheinlich großen Absetzkabine geht es reichlich „kuschlig“ zu. Und bei einem Heck- oder Dachzelt handelt es sich eben um Zelten, selbst wenn die Stoffunterkunft mit dem Offroader verbunden ist. Integrierte Toiletten und Duschen sind aus Platzgründen nur bei wenigen Fahrzeugen machbar. Dann heißt es, vom Dachgepäckträger einen Vorhang aufklappen, um in der sich ergebenden Kabine ein absolutes Minimum an Privatsphäre zu erhalten.

Wer das nötige Geld hat und die sich bei diesem besonderen Camping ergebende Freiheit und das Abenteuer zu schätzen weiß, für den sind das keine wirklichen Nachteile. Die Schwierigkeit ist jedoch: Ebenso hat Offroad-Camping nachteilige Auswirkungen auf anderes als diejenigen, die es durchführen.

Das betrifft insbesondere unsere europäischen Gefilde. Hier, wo es ein gut ausgebautes Straßen- und generelles Infrastrukturnetz gibt, existiert eigentlich keine Notwendigkeit, Offroad zu fahren – anders als beispielsweise in Nordafrika, wo längst nicht alle Punkte durch befestigte Straßen verbunden sind.

Selbst wenn Sie den hohen Kraftstoffverbrauch ignorieren (elektrische Offroader abseits des „Cyber Truck“ von Tesla und einer vollelektrischen „G-Klasse“ von Mercedes existieren faktisch nicht), bedeutet das Offroad-Camping allzu häufig Schäden für die Natur.

Natürlich, viele Offroader halten sich nur an tatsächlich freigegebene Wege und Plätze und ihren allgemeinen Camping-Fußabdruck auf einem Minimum. Andere tun das jedoch nicht. Zudem gibt es viele interessante Länder für Camping-Expeditionen, die deutlich weniger Umweltschutzregularien aufweisen. Dort gibt es daher weniger Leitlinien, an denen man sich orientieren kann. Schnell haben die grobstolligen Reifen deshalb eine Schneise in schützenswertes Unterholz geschlagen, hat der mitten in der Wüste dröhnende Motor Tiere verschreckt oder wird ein Fluss mit Motoröl verschmutzt, weil die Ölwanne durch einen Stein im Flussbett leck schlug.

Offroad-Camper müssen daher im Mindesten deutlich mehr Awareness für die potenziellen Risiken ihres Tuns besitzen und dementsprechend vorsichtiger agieren, um auf der Suche nach ungestörtem Geländevergnügen keinen nicht wiedergutzumachenden „Flurschaden“ anzurichten.

Zusammengefasst

Offroad-Camping ist für viele seiner Anhänger eine der letzten Möglichkeiten, Orte zu erleben, die nicht schon in jedem Reiseblog stehen. Zudem sind diverse atemberaubende Gegenden dieser Welt sowieso ganz ohne besondere Offroad-Absichten nur mit solchen Fahrzeugen erreich- und somit erlebbar.

Doch so abenteuerlich diese Camping-Variante sein kann, so sehr gehört sie doch ebenso zu den mit Abstand teuersten und aufwendigsten Möglichkeiten, außerhalb einer festen Behausung Urlaub zu machen.

Bildquellen

  • A couple with a 4×4 camper start a fire in the Saudi desert: © JoergSteber - stock.adobe.com
  • Deep Crossing 4×4: © Wolf - stock.adobe.com
  • Off road camper trailer set up at Windjana Gorge in the Kimberley, Western Australia: © Philip Schubert - stock.adobe.com
  • Woman sit next to overlanding 4×4 camper van: © BublikHaus - stock.adobe.com
  • Camping with Yellow RV Van in Kings Canyon, Utah: © Oksana Perkins - stock.adobe.com
  • Rooftop tent for camping on the roof rack of an off-road SUV car in a desert: © Stefan Bremer/Wirestock - stock.adobe.com
  • deep tracks in forest – soil condensed, degrated and heavyly damaged by heavy industrial wood harvesters: © Uwe - stock.adobe.com
  • Junge Frau mit Wohnmobil und einer Tasse Kaffee genießt das Meer: © Nordreisender - stock.adobe.com