Der Jakobsweg ist einer der bekanntesten, wenn nicht der bekannteste Pilgerweg der Welt. Viele Menschen wandern seine unterschiedlichen Routen – vor allem aus religiösen Gründen, aber auch für eine Auszeit vom stressigen Alltag und zum Abschalten. Welche Strecken gibt es, welche Attraktionen können auf dem Weg besichtigt werden und worauf sollte bei den Vorbereitungen geachtet werden?
Geschichte und Wissenswertes
Zunächst ist festzuhalten, dass der Jakobsweg keine einzelne Route ist, sondern vielmehr eine Vielzahl von Routen beschreibt, die durch unterschiedliche Länder verlaufen (dazu später mehr). Sie führen nach Santiago de Compostela, wo der Legende nach der Apostel Jakobus begraben liegt – daher der Begriff Jakobsweg.
Dieser ist zu Lebzeiten ein Missionar gewesen. Schon im 8. Jahrhundert verbreitete sich eine Geschichte, die dazu führte, dass erste Pilger zu seiner Grabstätte wanderten. Über die Jahrhunderte verbreitete sich die Legende in verschiedenen Ländern, immer mehr Pilger folgten dem Weg.
Ab einem gewissen Zeitpunkt sollte diese Reise zu einem Ablass von Sünden führen, was wohl neben weiteren einen Grund für die große Beliebtheit des Weges darstellte. Allerdings wurde es in den folgenden Jahrhunderten etwas ruhiger um den Weg.
Erst seit den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts hat der Jakobsweg durch verschiedene Ereignisse wie einen Besuch des Papstes und ein wachsendes öffentliches Interesse auch am kulturellen Aspekt (er gehört neben weiteren zu den europäischen Kulturrouten) wieder an Popularität gewonnen. Die Zahl der Pilger stieg seitdem immer weiter an.
Zwischen 2011 und 2019 war sie stets im sechsstelligen Bereich und konnte sich fast verdoppeln. Seit den 90ern ist zu beobachten, dass die Pilgerzahlen vor allem in den sogenannten „heiligen Jahren“ nach oben schnellen. Im Jahr 2020 folgte jedoch ein massiver Einbruch. Dieser hat wohl mit den veränderten Bedingungen und geschlossenen Beherbergungsmöglichkeiten aufgrund der Corona-Pandemie zu tun.
Vorbereitungen
Unabhängig davon, welche Route gewandert werden soll, ist es von großer Bedeutung, dass die Pilger sich ausreichend auf die Reise vorbereiten. Dazu gehört unter anderem:
- Budget
- Planung der Unterkunft
- Planung der Verpflegung
- Sinnvolles Packen und Mitnahme wichtiger Dokumente
- Vorkehrungen für verschiedene unvorhergesehene Ereignisse
Budget, Unterkunft und Verpflegung
Zunächst sollte das Budget geplant werden. Was ist für die Unterkünfte nötig, was kostet die Verpflegung im entsprechenden Land, in dem die Route des Jakobsweges gewandert wird? Es kann sinnvoll sein, das Budget tage- oder wochenweise einzuteilen, um so einen guten Überblick zu behalten.
Bereits im Vorhinein sollten Unterkunftsmöglichkeiten so gut wie möglich geplant werden. Dafür ist es zielführend, entsprechende Tagesziele festzulegen und nach dieser Struktur Unterkünfte zu buchen.
Allerdings kann der Jakobsweg auch nach den vorgegebenen klassischen Etappen gelaufen werden. Eine Zeit- und Zielplanung nach Tagen ist in diesem Fall überflüssig, Unterkünfte sollten dennoch im Vorhinein gefunden werden.
Mit einem Pilgerausweis für den Jakobsweg haben Wanderer zudem die Möglichkeit, in günstigeren Pilgerherbergen zu übernachten. Gleichzeitig sollten sich Reisende vorher informieren, an welchen Stellen des Weges es bezahlbare Gaststätten oder Möglichkeiten zum Erwerb von Proviant gibt.
Packen, wichtige Dokumente und unabsehbare Ereignisse
Aufgrund des Umstandes, dass der Weg zu Fuß zurückgelegt wird, sollte beim Packen darauf geachtet werden, nur das Nötigste mitzunehmen. Dafür kann es sinnvoll sein, eine Packliste zu erstellen.
Gleichzeitig sollten wichtige Faktoren wie ausreichende Kleidung oder Landkarten bzw. technische Hilfsmittel wie ein Smartphone zur Orientierung auf dem Weg nicht zu kurz kommen. Zusätzlich ist es für den Wanderer unabdingbar, Dokumente wie nötige Ausweise oder den Impfpass dabei zu haben. Auch Kredit- und Bankkarten sollten zum Gepäck gehören.
Des Weiteren kann die Vorbereitung auf unvorhergesehene Ereignisse sinnvoll sein. Hierzu können Krankheiten oder Verletzungen gehören. Dementsprechend ist die Mitnahme einer Reiseapotheke sinnvoll, bei deren Zusammenstellung einige Grundsätze beachtet werden sollten.
Dazu gehört, dass in jedem Falle die individuell für den Reisenden notwendigen Medikamente mitgeführt werden. Gleichzeitig sollten sich Reisende über mögliche Krankheiten im Zielland informieren und bezüglich des Umfangs der Reiseapotheke die Dauer des Trips berücksichtigen.
Routen
Für die Pilger stehen viele verschiedene Routen des Jakobsweges zur Verfügung. Zu den bekanntesten gehören neben einigen weiteren:
- Camino Frances
- Camino des Norte
- Via de la Plata
- Camino Portugues
Die Route Camino Frances beginnt kurz vor der Grenze zwischen Spanien und Frankreich auf der französischen Seite, ist ungefähr 800 Kilometer lang und daher besonders dann geeignet, wenn der Reisende viel Zeit und Ausdauer mitbringt. Diese Parameter können und sollten grundsätzlich bei der Entscheidung berücksichtigt werden, welche Route für den Pilger die passende Wahl darstellt.
Camino del Norte wiederum führt an der spanischen Küste entlang und ist noch ein wenig länger. Die Via de la Plata, die von Süden nach Norden durch Spanien führt, ist ebenfalls eine der längsten Routen, während beispielsweise der Camino Portugues, also der portugiesische Jakobsweg, mit einer Strecke von etwas weniger als 250 Kilometern eher kurz ist.
Auch in Deutschland gibt es eine (Teil)-Route des Jakobsweges. Sie nennt sich Beuroner Jakobsweg und ist weniger als 100 Kilometer lang. Die Strecke führt durch verschiedene Teile Baden-Württembergs, unter anderem durch die kleine Stadt Balingen, die selbst einige Attraktionen zu bieten hat. Die Route ist ideal für Pilger, die zunächst eine kürzere Strecke zurücklegen und gleichzeitig nicht zu weit Reisen möchten.
Sehenswürdigkeiten
Neben dem Wandern selbst können Reisende auf den verschiedenen Strecken zusätzliche einige Attraktionen, Sehenswürdigkeiten und Events besuchen. Ein Grund mehr also, eine solche Pilgerreise anzutreten.
Die Via de la Plata zum Beispiel führt durch verschiedene Städte, die einige Attraktionen zu bieten haben. In Sevilla lohnt sich ein Besuch der Kathedrale und des Königspalastes Alcazar. Granada, welches ebenfalls auf der Strecke liegt, ist für seine besondere arabische Architektur bekannt.
Der Camino Frances wiederum führt durch die Stadt Pamplona, die unter anderem für kulinarische Attraktionen wie das berühmte Cafe Iruna, welches einst von Ernest Hemingway besucht wurde, bekannt ist. Gleichzeitig liegen architektonische Highlights wie Kathedralen und Schlösser auf der Strecke.
Der Camino Portugues bietet ebenfalls eine Reihe von unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören Kirchen und Kapellen sowie weitere Orte, die besonders für architekturinteressierte Wanderer interessant sind.
Da die Route gleich zu Beginn die Stadt Porto beinhaltet, kommen kulinarische Aspekte wie der weltbekannte Portwein hinzu. Gleichzeitig können hier eine beeindruckende Kathedrale und ein Stadion besichtigt werden.
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Bildquellen
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