Stuttgart ist für vieles bekannt: Mir fallen da zuerst Porsche und Mercedes ein, das Stichwort “Weinregion”, danach kommen irgendwann der Wasen und das schöne Rathaus. Jedem Stuttgarter fallen ganz bestimmt bessere Sehenswürdigkeiten ein, als Besucher merkt man aber schnell, dass man in Stuttgart auf die schönen Dinge des Lebens nicht verzichten mag. Für viele zählt zum guten Leben auch ein gutes Stück Fleisch, und deswegen habe ich mir den Meat Club in der Stuttgarter Altstadt als Anlaufstelle für Fleischesgelüste mal genauer angesehen.

Meat Club Stuttgart

Shop The Meat Club Stuttgart

Mitte 2018 gründeten die Fußballprofis Martin Harnik und Daniel Ginczek zusammen mit Unternehmer Christian Hartmann den “Meat Club”, eine wilde und unkonventionelle Mischung aus Fleischtheke, Restaurant und Feinkostladen. Wer ein besonderes Stück Fleisch (und den dazu passenden Wein) zum Selbergrillen sucht, wird hier genauso fündig wie jemand, der in der Mittagspause einfach mal ein kleines Steak genießen möchte. Und wer es etwas größer und umfangreicher mag, der kann sich bei den Tasting- und Kulinarikevents reich bekochen und einen ganzen Abend verwöhnen lassen.

Professional Meat Tasting

Eines dieser Tasting-Events, das “Professional Meat Tasting”, habe ich kürzlich besucht – und wie der Abend für mich war, möchte ich in den nächsten Zeilen kurz anschneiden.

Am frühen Abend startete das Event mit einer kleinen Vorstellungsrunde von Sven Launer, dem Küchenchef des Meat Clubs.

Er hat in seinen jungen Jahren einen ansehnlichen Werdegang hingelegt und nach der Sterneküche wieder Lust auf ehrliches Essen und gutes Fleisch gehabt. Sein Menü war vielseitig und startete mit asiatischen Einflüssen.

Sven Launer Meat Club Stuttgart
Kokos-Suppe mit Garnelen, Chili und Koriander

Zuerst gab es eine Kürbis-Kokos-Suppe mit Garnelen, Chili und Koriander;

gut gewürzt, feurig scharf und lecker

– ein gelungener Start.

Kokos-Suppe mit Garnelen, Chili und Koriander

Runde 2 führte uns geschmacklich mit einem meiner Lieblingscuts vom Rind in die Staaten: Das “Hanging Tender” vom US-Beef. Bei uns ist das Muskelfleisch als “Nierenzapfen” oder “Onglet” bekannt und – richtig gereift – herrlich zart bei intensivem Geschmack. Dazu gab es einen milden Krautsalat und einen Klecks einer überpowerten BBQ-Sauce. Die blieb bei mir aber auf dem Teller, denn ein Steak mit BBQ-Sauce zu essen ist für mich irgendwie blasphemisch.

Das Hanging Tender vom US Beef
Roastbeef vom deutschen Limousin mit Röstzwiebel

Der dritte Gang wurde ein Heimatfilm – und was für einer! Es gab Roastbeef vom deutschen Limousin mit zweierlei Zwiebel, einer traumhaften Tunke und etwas Brot. Für mich war das (Spoiler!) der geschmacklich schönste Gang, vor allem wegen der Wahl der “Nebenrollen”. Limousin ist leider immer etwas mild im Geschmack und hat auch sonst leider nicht so die herausragenden Merkmale, wenn es um Fleischgenuss geht – im Rahmen des regionalen Charakters dieses Gangs ist die Wahl des Fleisches aber durchaus nachvollziehbar. Das ist also “Meckern auf hohem Niveau”.

Der nächste Stopp ging mit Feta, süß-sauren Cranberries, herzhaften Oliven und Walnüssen wohl ans Mittelmeer. Eine leichte, sommerliche Salatkreation begleitet vom schottischen Filet.

Ein solider Gang und insgesamt stimmig, leider ging durch den salzigen Feta das milde Filet etwas unter. Ich würde hier zusätzlich einfach einen charaktervollen Edelpfeffer beim Fleisch einbauen, um dem Ganzen einen zusätzlichen Kick zu verpassen.

Schottisches Filet mit mediterranen Beilagen

Nummer 5 schmeckt. Mehr Input? Kein Problem!

Argentinischew Roastbeef mit Kräuterbutter

Das argentinische Roastbeef mit Kräuterbutter war akzeptabel, aber für mich persönlich kein Highlight. Das lag am Reifegrad vom Fleisch, ich habe ein leicht säuerliches Aroma und einen minimal metallischen Geschmack bemerkt. Das ist leider bei Fleisch aus Südamerika gelegentlich der Fall, weil es auf dem Seeweg recht lange im eigenen Saft reift.

Viele Gaumen haben sich an diesen Geschmack gewöhnt und ihn über das Steakhaus um die Ecke sogar lieben gelernt, weil mit der langen Reifedauer die Zartheit zunimmt. Man erkennt Überreife an viel Fleischsaft im Vakuumbeutel, einem säuerlichen Geruch beim Öffnen und den oben beschrieben geschmacklichen Veränderungen zu Lasten des Eigengeschmacks, sowie einem mehligen Mundgefühl bei zu lange nass gereiftem (“wet aged”) Fleisch. Letzteres war im Meat Club nicht der Fall, und der Fairness halber muss man auch sagen, dass es aktuell durch Corona nicht unüblich ist, dass Fleisch wegen des allgemein geringeren Umsatzes in der Gastronomie länger bei den Produzenten und Großhändlern lagert. Lesetipp: Grundverständnis Fleischreifung

Der sechste Hauptgang war hingegen mein fleischiges Highlight: Das Bistecca vom Chianina. Für wen das nur Kauderwelsch ist: Das Chianina ist eine alte Rinderrasse aus der Toskana, deren Besonderheit die Größe ist. Die “weißen Riesen” sind für ihre massiven T-Bone-Steaks bekannt, die mit Olivenöl gegrillt zum Bistecca alla Fiorentina werden.

Bistecca vom Chianina
Gebackene Apfelringe

Den Ausklang machten Apfelringe mit Zimt und Zucker.

Noch warm, süß und saftig – da macht man bei mir wenig falsch.

Zusammenfassend kann ich sagen: Der Meat Club besticht durch tolle Weine, leckere Speisen mit jeder Menge Fleisch, unterstützt von einem freundlichen und zuvorkommenden Service in angenehmem Ambiente. Sven Launer zeigt handwerkliches Geschick, trifft offensichtlich die Geschmäcker der anwesenden Gäste und hat auch mir einen schönen Abend bereitet. Es gab beim Meat-Tasting wenig zu kritisieren, und darum kann ich jedem ein Tasting-Event im Meat Club empfehlen, der sich nach einem entspannten Abend bei reichlich leckerem Fleisch sehnt.

Meat Club Stuttgart
Eberhardstraße 31
70173 Stuttgart
shop.the-meat-club.com

The Meat Club Stuttgart Eingang

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Bildquellen

  • Shop The Meat Club Stuttgart: © BZS - Thomas Holzportz
  • Sven Launer Meat Club Stuttgart: © BZS - Thomas Holzportz
  • Kokos-Suppe mit Garnelen, Chili und Koriander: © BZS - Thomas Holzportz
  • Kokos-Suppe mit Garnelen, Chili und Koriander: © BZS - Thomas Holzportz
  • Das Hanging Tender vom US Beef: © BZS - Thomas Holzportz
  • Roastbeef vom deutschen Limousin mit Röstzwiebel: © BZS - Thomas Holzportz
  • Schottisches Filet mit mediterranen Beilagen: © BZS - Thomas Holzportz
  • Argentinischew Roastbeef mit Kräuterbutter: © BZS - Thomas Holzportz
  • Bistecca vom Chianina: © BZS - Thomas Holzportz
  • Gebackene Apfelringe: © BZS - Thomas Holzportz
  • The Meat Club Stuttgart Eingang: © BZS - Thomas Holzportz
  • Menü Professional Meat Tasting: © BZS - Thomas Holzportz