Im Südwesten des Freistaates Sachsen erstreckt sich eine Region mit einer wechselvollen Industriegeschichte, die vom „Großen Berggeschrey“ im 15. Jahrhundert, als im Erzgebirge Silber gefunden wurde, bis zum Trabant zu DDR-Zeiten reicht. Westsachsen umfasst Teile des Vogtlandes und des Mittleren Erzgebirges sowie das Westerzgebirge und Teile des historischen Pleißenlandes. Bekannte Städte der Region sind Zwickau, Chemnitz und Annaberg-Buchholz.

Das Silber und der Trabi: Industriegeschichte in Westsachsen

Die Region im Südwesten Sachsens war seit jeher ein bedeutender Industriestandort; mit dem Silber im Erzgebirge kamen Menschen aus ganz Europa, um hier ihr Glück zu machen, Chemnitz und Crimmitschau waren einst Zentren der Textilindustrie, und seit dem 20. Jahrhundert ist die Automobilindustrie in Zwickau zu Hause. Annaberg wurde im Zuge der Silbererzfunde Ende des 15. Jahrhunderts gegründet und entwickelte sich in der Folgezeit zur zweitgrößten Stadt Sachsens; Adam Ries war hier bis zu seinem Lebensende als Bergbeamter tätig. Das Adam-Ries-Museum begibt sich auf die Spuren des bekannten Rechenmeisters. Im Erzgebirgsmuseum mit dem Besucherbergwerk „Gößner“ erfährt man alles über den Bergbau und das bäuerliche Leben im Erzgebirge, und im Technischen Museum kann man den noch funktionstüchtigen „Frohnauer Hammer“ besichtigen, der nach den Silberfunden als Münzprägestätte genutzt wurde.

Zwickau, Hauptmarkt

Auch Zwickau profitierte eine Zeit lang von den Silberfunden im Erzgebirge, blühte dank des Steinkohleabbaus im 19. Jahrhundert auf und entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Zentrum der Automobilindustrie; in der Stadt werden seit 1904 ohne Unterbrechung Automobile produziert. Der Ingenieur August Horch gründete hier die „August Horch Motorwagenwerke AG“, aus der später die Marke Audi hervorging. 1958 entstand hier der „VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau“, der von 1957 bis 1991 den Trabant produzierte. Heute werden im VW-Werk Zwickau die Modelle Passat und Golf gefertigt. Einen Überblick über die Automobilgeschichte der Region gibt das August Horch Museum Zwickau.

Burgen, Berge, Bismarcktürme: Sehenswürdigkeiten in Westsachsen

Der wechselvollen Industriegeschichte Westsachsens begegnet man bei einem Besuch in der Region überall, vor allem, wenn man der Touristikroute der Sächsisch-Böhmischen Silberstraße von Zwickau nach Annaberg-Buchholz folgt; Chemnitz war einst ein Zentrum des Maschinenbaus, und Crimmitschau war berühmt für seine Textilindustrie. Doch es gibt noch mehr zu entdecken. In Chemnitz lohnt ein Besuch der Burg Rabenstein, der kleinsten mittelalterlichen Burg Sachsens, mitsamt des unweit gelegenen Schlosses Rabenstein sowie dem Stausee Rabenstein, an den sich der Rabensteiner Wald anschließt. Die höchste Erhebung des Rabensteiner Waldes, der Totenstein, ist mit seinen 483 m Höhe einer der höchsten Berge des Erzgebirgsvorlandes. Ebenso eindrucksvoll ist die 13 m hohe Büste des Philosophen Karl Marx, die zweitgrößte Porträtbüste der Welt und heimliches Wahrzeichen der ehemaligen „Karl-Marx-Stadt“.

Rathaus von Crimmitschau

Ein besonderer Bismarckturm steht in Glauchau: er ist mit seinen 45 m Höhe der höchste noch existierende Bismarckturm in Deutschland. Bei guter Sicht kann man bis zum Fichtelberg blicken. Die Stadtkirche St. Georg beherbergt eine Silbermannorgel von 1730 sowie einen gotischen Flügelaltar aus dem 16. Jahrhundert. Ein Abstecher lohnt auch Crimmitschau: in Blankenhain befindet sich mit dem Schloss und dem Landwirtschaftsmuseum eine in Deutschland einmalige Museumsanlage, die die Museumstypen Schlossmuseum, Freilichtmuseum, Technikmuseum und Volkskundemuseum mit insgesamt 80 Ausstellungsgebäuden und baulichen Anlagen vereint. Im September findet im Schloss und Rittergutshof der Mitteldeutsche Käse- und Spezialitätenmarkt statt.

Bildquellen

  • Hauptmarkt Zwickau: © ArTo - fotolia.com
  • Rathaus in Crimmitschau: © carso80 - fotolia.com
  • Schloss Waldenburg: © LianeM - fotolia.com