Das LWL-Industriemuseum hält an acht historischen Orten die Geschichte des Industriezeitalters wach. Hier wird von den Menschen erzählt, die einst in den Fabriken und Bergwerken arbeiteten, und Schauvorführungen, Ausstellungen und Veranstaltungen füllen die Industriedenkmäler mit neuem Leben.
Acht Standorte, ein Museum: Das LWL-Industriemuseum
Drei Bergwerke, eine Eisenhütte, das Schiffshebewerk Henrichenburg, eine Spinnerei und Weberei, eine Ziegelei und eine Glashütte gehören zum Verbundmuseum LWL-Industriemuseum.
Die Zeche Zollern gilt als eins der schönsten und außergewöhnlichsten Zeugnisse der industriellen Vergangenheit in Deutschland. In den 1960er Jahren sollte die schlossartige Anlage nach der Stilllegung abgerissen werden. Der Erhalt 1969 markiert den Beginn der Industriedenkmalpflege in Deutschland. Die Dauerausstellung erzählt die Geschichte des Bergwerks, von den Menschen, die hier arbeiteten, von den Gefahren unter Tage, den Wegen der Kohle und vielem mehr.
Wie eine mittelalterliche Burg ragt der Förderturm der Zeche Hannover in den Himmel des Bochumer Nordens. Die Dampffördermaschine aus dem Jahr 1893 ist das älteste Exemplar, das im Ruhrgebiet an einem Originalstandort erhalten blieb. Im Inneren des mächtigen Malakowturms aus dem Jahr 1857 fuhren die Bergleute in den 750 Metern tiefen Schacht ein, hier kam die Kohle aus der Tiefe zu Tage. Die Attraktion für junge Besucher ist die Zeche Knirps: hier können Mädchen und Jungen spielerisch den Betriebsablauf in einem Bergwerk kennenlernen.
Im Besucherbergwerk Nachtigall kann man ein echtes Steinkohleflöz besichtigen und die einzigartige Atmosphäre eines historischen Abbaubetriebes unter Tage hautnah erleben. Die Ausstellung rund um den Schacht „Hercules“ von 1839 zeigt die Technik und schweren Arbeitsbedingungen der Bergleute im 19. Jahrhundert. Eine audiovisuelle Reise durch das Ruhrtal in der Zeit der Industrialisierung und eine der ältesten Fördermaschinen des Ruhrreviers in Funktion kann man im historischen Maschinenhaus erleben.
Henrichshütte Hattingen: Museum für Eisen und Stahl
Einst arbeiteten 10.000 Menschen in der Henrichshütte Hattingen – bis die Anlage 1987 stillgelegt wurde. Der Hochofen ist heute der älteste noch erhaltene Hochofen im Revier – von seinem Dach hat man einen faszinierenden Blick. In der Schaugießerei fließt heute wieder Metall, und in der Öko-Werkstatt kann man Tiere und Pflanzen der Industriebrache kennenlernen.
Das Schiffshebewerk Henrichenburg wurde 1899 eingeweiht und ist noch heute das größte Bauwerk am Dortmund-Ems-Kanal – auch wenn der Aufzug seit 40 Jahren stillsteht. In der historischen Maschinenhalle wird gezeigt, wie die Wasserstraße und das Hebewerk gebaut wurden. Ein Modell veranschaulicht die Technik, mit der Binnenschiffe die Kanalstufe von 14 Metern überwanden. Im unteren Vorhafen des Hebewerks und am Oberwasser liegt eine einzigartige Sammlung schwimmender Arbeitsgeräte und historischer Schiffe.
Das TextilWerk Bocholt ist ein einmaliges historisches Ensemble der Textilproduktion: Auf drei Etagen werden hier Geschichte und Gegenwart des Textilen wieder lebendig. Verschiedene Ausstellungen zeigen historische und moderne Technik, Modedesign und internationale Textilkunst. In der Weberei mit den ratternden Webstühlen kann man erleben, was für die Arbeiter vor 100 Jahren Alltag war. Ein komplett eingerichtetes Arbeiterhaus zeigt den kargen Lebensalltag der Familien.
Der Kern des Ziegeleimuseums in Lage ist eine historische Ziegelei aus dem 20. Jahrhundert – bis 1922 wurden hier Ziegel von Hand hergestellt. Hier kann man ausprobieren, wie man selbst Ziegel herstellt – indem man den Lehm mit Füßen tritt und ihn mit beiden Händen in den Streichrahmen drückt. Die ehemalige Feldbahn, die die Loren mit dem Lehm zog, steht für Fahrten ins alte Abbaugebiet bereit.
Im Gernheimer Glasturm von 1826 kann man täglich zuschauen, wie mit Pfeife, Holzform und Schere aus der glühenden Glasmasse Gefäße hergestellt werden. Der Gernheimer Glasturm ist einer der letzten beiden erhaltenen Gebäude dieser Art in Deutschland. Nebenan werden die Gläser durch Schliff und Gravur veredelt. Besichtigen kann man auch Arbeiterhäuser und das Wohnhaus der ehemaligen Hüttenbesitzer sowie die Korbflechterei.
Bildquellen
- Blick in den Ehrenhof der Zeche Zollern: © Foto: LWL/Hudemann
- Zeche Hannover in Bochum: © Foto: LWL/Hudemann
- Historisches Betriebsgebäude der Zeche Nachtigall: © Foto: LWL/Hudemann
- Henrichshütte Hattingen bei Nacht: © Foto: LWL/Hudemann
- Schiffshebewerk Henrichenburg am Abend: © Foto: LWL/Hudemann
- Spinnerei Herding bei Nacht: © Foto: LWL/Holtappels
- LWL-Ziegeleimuseum in Lage: © LWL/Hudemann/Holtappels
- Glasmacherturm der Glashütte Gernheim: © LWL/Hudemann/Holtappels
- Gerhard Richter Fenster: © Abtei Tholey - Fotograf Markus Lutz
- Jüdisches Museum Frankfurt, Außenansicht: © Jüdisches Museum Frankfurt/Foto: Norbert Miguletz
- Schweinemuseum Stuttgart, Außenansicht: © Schweinemuseum Stuttgart / facebook.com/SchweineMuseum
- Einblick in das Museum: © DFM Berlin 2021
- Portal der Maschinenhalle der Zeche Zollern: © LWL/Hudemann